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Geburtseinleitung – Pro & Contra

Nadine Scheiner
07 Jan 2022
5 min.
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Einige Babys lassen ihre Mütter lange warten. Weil der errechnete Geburtstermin nur eine durchschnittliche Schwangerschaftsdauer angibt, kann euer Kind auch noch einige Tage länger in eurem Bauch bleiben. Unter Umständen kann dann eine Geburtseinleitung vorteilhaft sein. Aber auch andere Gründe können für das Einleiten der Geburtswehen sprechen. Hier findet ihr die wichtigsten Punkte, die für und gegen eine Geburtseinleitung sprechen.

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Geburtseinleitung kann aus unterschiedlichen Gründen ratsam sein. Dazu gehören zum Beispiel gesundheitliche Risiken für Mutter und Kind.
  • Die unterschiedlichen Methoden der Geburtseinleitung bringen unterschiedliche Vorteile und Nachteile mit sich.
  • Wichtig ist vor allem eine gute Aufklärung über die jeweiligen Risiken, Nachteile und die Erfolgschancen. Eure behandelnden Ärzte sollten auch mit euch über die Vorgehensweise reden, wenn die Einleitung nicht direkt zum Erfolg führt.
Geburt einleiten
wavebreakmedia via Shutterstock

Wie kann eine Geburtseinleitung ablaufen?

Bei einer Geburtseinleitung werden meist medikamentöse oder mechanische Verfahren genutzt. Zu den eingesetzten Medikamenten gehören vor allem Präparate mit Oxytocin oder Prostaglandinen. Oxytocin wird oft als Tropf verabreicht. Es kann auch unter der Geburt als wehenverstärkendes Arzneimittel gegeben werden.

Prostaglandine werden als Tabletten, Vaginalzäpfchen oder als Gele, die in der Nähe des Muttermundes platziert werden, verabreicht. Ein oft benutztes Mittel ist Misoprostol, beziehungsweise Misodel oder Cytotec. Auch Propess wird oft genutzt. Oft bekommt ihr als Schwangere zunächst eine kleine Dosis und müsst einige Stunden abwarten, ob eine Wirkung auftritt. Danach können weitere Dosen gegeben werden. Wenn auch nach mehreren Anwendungen keine Wirkung eintritt, können eure Ärzte unter Umständen auch zu einem Tag Pause raten, bevor ein neuer Versuch gestartet wird.

Zu den mechanischen Methoden der Geburtseinleitung gehören diese Behandlungen:

  • Eipollösung
  • Intrazervikaler Ballonkatheter
  • Eröffnung der Fruchtblase

Bei der Eipollösung wird die äußere Hülle der Fruchtblase vom Muttermundrand gelöst. Das kann schmerzhaft sein, aber oft können medikamentöse Methoden vermieden werden. Mit einem Ballonkatheter wird die Zervix gedehnt. Auch das kann schmerzhaft sein, aber den Einsatz von Medikamenten verringern. Eine Eröffnung der Fruchtblase, die auch als Blasensprengung bezeichnet wird, ist dagegen schmerzlos. Bei dieser Methode wird die Fruchtblase mit einem scharfen Instrument angeritzt. Durch die geöffnete Fruchtblase kann aber das Risiko für Infektionen ansteigen.

Wie lange dauert es nach einer Einleitung bis zur Geburt?

Wie lange ihr nach der Einleitung noch auf euer Kind warten müsst, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wenn euer Körper gut auf die Mittel und Methoden anspricht, können schon innerhalb weniger Stunden die Geburtswehen beginnen. In einigen Fällen klappt das aber auch nicht so gut und ihr müsst eventuell weitere Medikamente nehmen. Manchmal kann sich eine Einleitung über mehrere Tage hinziehen.

Wie lange nach dem Entbindungstermin wird eingeleitet?

Wie lange ihr nach dem errechneten Termin mit einer Geburtseinleitung warten könnt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Diese sollten natürlich immer individuell auf eure Situation gesehen gegeneinander abgewogen werden. Manchmal haben Geburtskliniken aber interne Richtlinien, dass sie nach einer bestimmten Zahl von Tagen eine Einleitung anstreben. Das können zum Beispiel 7 oder 10 nach dem Entbindungstermin sein. Ihr sollte euch immer bei euren behandelnden Kliniken und Ärzten erkunden, wie die Vorgehensweise üblicherweise ist.

Wie häufig ist eine Geburtseinleitung?

Die Zahl der eingeleiteten Geburten in Deutschland ist in den letzten Jahren gestiegen. Inzwischen ist das bei etwa 25 bis 30 Prozent der Geburten der Fall.

Wann ist die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Geburtseinleitung hoch?

Eine Geburtseinleitung mit Medikamenten funktioniert meist am besten, wenn der Körper grundsätzlich bereit für die Geburt ist. Das ist der Fall, wenn der Muttermund reif ist. Das ist erkennbar durch die veränderte Festigkeit. Ein reifer Muttermund ist weich und oft auch schon teilweise geöffnet. In dieser Situation ist die Empfindlichkeit für die wehenauslösenden Arzneimittel hoch.

Geburtseinleitung
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Welche Vorteile und Gründe gibt es für eine Geburtseinleitung?

Für die Einleitung der Geburt gibt es verschiedene Gründe. Dazu gehören vor allem diese Indikationen:

  • Erkrankung der Mutter
  • schlechte Versorgung des Kindes
  • vorzeitiger Blasensprung
  • deutliches Überschreiten des errechneten Geburtstermins

Wenn ihr unter einer Erkrankung leidet, die im Zusammenhang mit der Schwangerschaft steht, kann auch eine Einleitung vor dem Geburtstermin nötig werden. Zu diesen Erkrankungen gehören zum Beispiel Diabetes, Nierenbeckenentzündungen und allen voran Gestosen. Gerade die letzte Erkrankung kann im Extremfall nur durch das Beenden der Schwangerschaft geheilt werden.

Auch wenn es euch als Mutter gut geht, kann eine Einleitung zum Wohle eures Kindes nötig werden. Das ist der Fall, wenn die Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen über die Plazenta nicht mehr ausreichend vorhanden ist. Diese Notsituationen können in einem CTG oder einem Ultraschall entdeckt werden. Im Ultraschall kann zum Beispiel eine fehlende Menge an Fruchtwasser oder eine besonders starke Verkalkung der Plazenta auffallen.

Bei einem vorzeitigen Blasensprung muss nicht immer sofort mit einer Einleitung begonnen werden. Wenn es dem Kind gut geht, könnt ihr vielleicht noch auf das natürliche Einsetzen der Wehen warten. In so einem Fall ist es aber meist dringend nötig, mit einem Antibiotikum aufsteigenden Infektionen vorzubeugen. Diese Medikamente werden oft über einen Tropf verabreicht. Auf jeden Fall ist eine gute Überwachung durch eine Hebamme oder einen Arzt notwendig.

Wenn ihr den errechneten Geburtstermin überschreitet, ist das noch kein genereller Grund für eine Einleitung. Selbst wenn es zu einer Übertragung kommt, der Geburtstermin also um mehr als 14 Tage überschritten wird, muss das Kind noch nicht gefährdet sein. Nicht umsonst ist der Geburtstermin nur eine rechnerische Annährung an die durchschnittliche Dauer einer menschlichen Schwangerschaft. Darüber hinaus gibt es auch immer wieder Fälle, in denen der Termin nicht richtig berechnet wurde.

Ihr solltet euch bei einer Überschreitung des Termins eng überwachen lassen und mit eurer Hebamme und eurem Arzt beraten. Es gibt einige Gründe, die für eine Einleitung sprechen, aber ihr könnt oft noch einige Tage abwarten. Hier ist eine individuelle Abwägung von Risiken und Nutzen sehr wichtig.

Neben diesen körperlichen Gründen kann eine Geburtseinleitung auch für die Seele und Psyche hilfreich sein. Alleine die Aussicht, dass etwas getan wird, kann erleichternd sein. Allerdings sollte das nicht der einzige Grund für die Entscheidung zu einer Einleitung sein.

Was spricht gegen eine Geburtseinleitung?

Eine Geburtseinleitung hat nicht nur positive Seiten und alle Medikamente haben auch Nebenwirkungen. Einer der großen negativen Faktoren ist die Erfahrung vieler Frauen, die eine eingeleitete Geburt haben. In vielen Fällen wird die Einleitung als unangenehm beschrieben und die Wehen im Geburtsprozess als besonders schmerzhaft. Auch eine Überstimulation durch das Wehenmittel und ein darauf folgender Wehensturm ist möglich. Deshalb bekommen viele Frauen nach einer Einleitung auch eine Periduralanästhesie (PDA).

Darüber hinaus gibt es je nach Einleitungsmethode unterschiedliche Kontraindikationen. Oft werden weitere Eingriffe nötig und das Risiko für einen Kaiserschnitt steigt an. Darüber hinaus kann zum Beispiel ein Tropf die Bewegungsmöglichkeiten stark einschränken. Auch die oft genutzte Überwachung durch ein CTG kann einschränkend sein.

Fazit – Wann ist eine Geburtseinleitung sinnvoll?

Die Abwägung der Risiken und Nutzen einer Geburtseinleitung ist höchst individuell und sollte mit Ruhe und Bedacht vorgenommen werden. Es ist wichtig, dass ihr euch gut beraten lasst und alle eure Fragen beantwortet werden. Lasst euch die unterschiedlichen Methoden und euren Muttermundsbefund gut erklären und erbittet euch, wenn möglich, Bedenkzeit. Dann könnt ihr eine Entscheidung treffen, die zu euch und eurer Situation passt.

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