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Künstliche Befruchtung – Was ist künstliche Befruchtung?

Nadine Scheiner
18 Aug 2021
8 min.
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Viele Paare sind kinderlos. Oftmals steckt ein Grund dahinter. Nicht selten sind Paare von einer Fruchtbarkeitsstörung betroffen und sehen ihre Chancen in der künstlichen Befruchtung. Spezielle Medizinier helfen kinderlosen Paaren dabei ihren Kinderwunsch zu erfüllen, in dem sie dabei helfen, dass die Samen den Weg zur Eizelle schaffen. Welche Methode bei Euch am besten geeignet ist hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Wir haben uns in diesem Beitrag nicht nur mit der künstlichen Befruchtung an sich befasst, sondern auch mit den Chancen, Risiken und Methoden, um Euch das Verfahren selbst nahebringen zu können.

Künstliche Befruchtung
Von bezikus - Shutterstock

Kinderwunsch künstliche Befruchtung - Was ist eine künstliche Befruchtung?

Hinter dem Begriff „künstliche Befruchtung“ verstecken sich die unterschiedlichsten Methoden für Eure Kinderwunschbehandlung. Ärzte (speziell Reproduktionsmediziner genannt) helfen der Fortpflanzung nach. Sie unterstützen Euren Körper dabei, dass das Spermium und die Eizelle zusammenfinden und sich anschließend miteinander verschmelzen. Dieser medizinische Eingriff wird gemacht, ohne dass die Schwangerschaft durch Geschlechtsverkehr zustande kommt. Leider leben heute etwa 15 % der Paare ungewollt kinderlos. Klappt es mit der Schwangerschaft nach einem Jahr ungeschütztem Geschlechtsverkehr bei Euch noch nicht, sprechen Ärzte bereits von einer Unfruchtbarkeit. Für die meisten Paare kommt nur noch die künstliche Befruchtung in Frage. Diese steht allerdings nicht nur Paaren zur Verfügung, sondern auch Singles, die ihrem Kinderwunsch nachgehen wollen.

Künstliche Befruchtung Körper
Von ADragan - Shutterstock

Künstliche Befruchtung Deutschland - Wie läuft eine künstliche Befruchtung ab?

Je nach Methode der künstlichen Befruchtung ist der Ablauf unterschiedlich. Es kommt darauf an, für welche Methode ihr Euch entscheidet und vor allem, welche Methode für Euch in Frage kommt. Bevor ihr Euch für eine Methode entscheidet, solltet ihr den Ablauf kennen und Euch mit Eurer Gynäkologin oder einem Reproduktionsmediziner im Kinderwunschzentrum abklären. Unterschieden wird auch zwischen einer künstlichen Befruchtung außerhalb des Körpers und einer künstlichen Befruchtung innerhalb des Körpers. Die folgenden Methoden für eine künstliche Befruchtung stehen Euch dabei zur Verfügung:

Künstliche Befruchtung im Körper

  • Insemination (Samenübertragung im Spontanzyklus)
  • Insemination (Samenübertragung nach hormoneller Stimulation)
  • Intratubarer Gametentransfer

Künstliche Befruchtung außerhalb des Körpers

  • In-Vitro-Fertilisation (IVF)
  • Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)

Methoden künstliche Befruchtung – was ist möglich?

Jede Methode der künstlichen Befruchtung funktioniert anders. Lediglich die Samenübertragung findet in Eurem Körper statt. Alle anderen Methoden außerhalb Eures Körpers. Vorab möchten wir Euch die verschiedenen Methoden genauer erläutern, um anschließend auf den Ablauf einer künstlichen Befruchtung einzugehen.

Insemination (Samenübertragung im Spontanzyklus)

Diese Methode der künstlichen Befruchtung wird oft angewandt, wenn das Problem des unerfüllten Kinderwunsches in den Samenzellen des Mannes liegt. Ein Beispiel dafür kann sein, dass die Spermien Eures Partners zu langsam sind oder Euer Partner lediglich eine sehr geringe Spermienanzahl produziert. Bei diesem Verfahren wird der Weg, den die Samenzellen Eures Partners gehen künstlich verkürzt. Sie werden direkt in Eure Gebärmutter, Eurem Eileiter oder Eurem Gebärmutterhals gespritzt. Jetzt müssen die Spermien den Weg nur noch allein zu Eurer Eizelle finden. Damit ihr mit dieser Methode Erfolg haben könnt ist es wichtig den korrekten Zeitpunkt der Samenübertragung zu bestimmen. Am besten 12 oder 24 Stunden vor Eurem Eisprung.

Insemination (Samenübertragung nach hormoneller Stimulation)

Die künstliche Befruchtung durch hormonelle Stimulation ist ebenfalls möglich und findet in Eurem Körper statt. Dieses Verfahren ist relativ einfach zu beschreiben. Ihr nehmt bei diesem Verfahren hormonähnliche Medikamente ein, die Eure Eierstücke vor der Samenübertragung stimulieren sollen. Diese Medikamente sollen Eure Eizellreifung anregen und natürlich auf die entsprechende Samenübertragung vorbereiten.

Intratubarer Gametentransfer

Auch dieses Verfahren wird in Eurem Körper durchgeführt. Die Samen- und Eizellen werden gleichzeitig in Euren Eileiter gespült. Dazu wird ein geeigneter Katheter verwendet. Die Befruchtung Eurer Eizelle findet dann auf natürliche Weise statt. Der Begriff „Gameten“ beschreibt Eure Ei- und Samenzellen. Der Begriff „intratubar“ beschreibt die Übertragung, die daraufhin in Eurem Eileiter stattfinden soll.

In-Vitro-Fertilisation (IVF)

Die IVF Methode ist einer der gängigsten Methoden der künstlichen Befruchtung. Diese kann jedoch nicht ganz als künstlich beschrieben werden. Die Spermien verschmelzen sich schließlich ebenfalls auf natürliche Weise mit Euren Eizellen. Dies passiert allerdings nicht direkt in Eurem Körper, wie bei den anderen oben genannten Methoden, sondern in einem Reagenzglas außerhalb Eures Körpers. Diese Methode dauert auch mehrere Wochen, sodass jeder einzelne Schritt gut aufeinander abgestimmt sein muss. Zuerst werden Eure Eierstöcke mit Hilfe hormoneller Stimulation angeregt, um gleich mehrere Eizellen heranreifen zu lassen. Im zweiten Schritt werden diese Eizellen entnommen und in eine sogenannte Nährlösung gelegt. Dort werden Eure Eizellen mit den Spermien Eures Partners zusammengebracht. Sobald die Befruchtung in dem Reagenzglas erfolgreich war, werden bis zu drei befruchtete Eizellen nach etwa zwei bis drei Tagen in Eure Gebärmutter eingesetzt.

Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)

Gegenüber der vorher erläuterten IVF-Methode unterscheidet sich die intrazytoplasmatische Spermieninjektion, kurze genannt ICSI, etwas. Bei dieser Methode wird das einzelne Spermium in das Zytoplasma Eurer Eizelle gespritzt. Dieses Verfahren funktioniert außerhalb Eures Körpers und findet unter einem Mikroskop statt. Eure Eizelle wird also tatsächlich unter diesem Mikroskop befruchtet. Auch bei dieser Methode findet eine Hormonstimulation Eurer Eierstöcke statt. Danach werden ebenfalls einige reife Eizellen entnommen und für die künstliche Befruchtung mit dem ICSI Verfahren vorbereitet. Nachdem die Zellteilung abgeschlossen ist, werden die befruchteten Eizellen in Eure Gebärmutter gespritzt.
Das bekannte ICSI Verfahren wird in der Regel genutzt, wenn die Spermien Eures Partners nicht beweglich genug sind oder auch, wenn die Spermienzahl selbst im Ejakulat Eures Partners zu niedrig ausfallen. Oftmals nutzen Paare das ICSI Verfahren auch dann, wenn die IVF-Methode nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat.

Die Vor- und Nachteile der künstlichen Befruchtung solltet ihr Euch trotz alledem vor Augen halten, auch wenn Euer Kinderwunsch bisher erfolgslos blieb. Die Risiken bei den oben genannten Verfahren werden Euch von Eurem Reproduktionsmediziner genau erläutert.

Die folgenden Vor – und Nachteile sind mit einer künstlichen Befruchtung verbunden:

  • bakterielle Infektionen können entstehen
  • unterschiedliche Verletzungen, wie beispielsweise Darm, Blase oder Blutgefäße
  • Mehrlingsschwangerschaften sind möglich
  • Rate von Fehlgeburt ist minimal höher
  • Überstimulationssyndrom
  • enorme psychische Belastung für die Frau oder das Paar

Die Vorteile einer künstlichen Befruchtung liegen hingegen klar auf der Hand. Neben den Risiken und Komplikationen sind die Chancen schließlich groß, sich den langersehnten Kinderwunsch erfüllen zu können. Egal ob ihr Euch in einer homosexuellen Partnerschaft befindet, krank seit oder an einer Fruchtbarkeitsstörung leidet.

Künstliche Befruchtung Beratung
Von didesign021 - Shutterstock

Genauer Ablauf einer künstlichen Befruchtung

Grundsätzlich hängt der Ablauf der künstlichen Befruchtung immer von den Ursachen der Unfruchtbarkeit ab. Diese können Euch unterschiedlich ausfallen. Eine vorherige Untersuchung und Absprache mit einem Arzt ist dabei sehr wichtig. Neben den Unterschieden in der Reproduktionsmedizin lassen sich zugleich noch Unterschiede in den einzelnen Schritten erkennen. Diese Schritte für den Ablauf einer künstlichen Befruchtung beschreiben wir Euch ebenfalls nachfolgend.

Die Gewinnung der Samenzellen: Die Mediziner benötigen Samenzellen, um der Befruchtung nachhelfen zu können. Die Entnahme der Samenzellen kann in dem Fall auf unterschiedliche Weise erfolgen. Generell sind die folgenden drei Möglichkeiten gegeben:

  • Die Masturbation
  • Die operative Entnahme direkt aus dem Hoden Eures Partners
  • Die operative Entnahme, allerdings aus den Nebenhoden Eures Partner

Welche Methoden für Euren Partner die bessere ist oder mit welcher es am leichtesten ist, muss mit dem Reproduktionsmediziner besprochen werden.

Die hormonelle Stimulationsbehandlung: Es kann vorkommen, dass ihr als Frau eine Hormontherapie oder Hormonbehandlung machen müsst, um Eure Eizellen reifen zu lassen. Auch in diesem Bereich werden Euch verschiedene Verfahren angeboten, die auch unter dem Begriff Stimulationsprotokoll bekannt sind. Schon im Vorfeld werden Eure Eierstöcke untersucht. Im Anschluss dazu wird Euer Hormonspiegel bestimmt. Mittels Ultraschall wird eine genaue Hormonanalyse erstellt, bei der die Reifung Eurer Eibläschen und das Wachstum protokolliert wird. Bei diesem Verfahren wird ein kurzes Protokoll (etwa vier Wochen) und ein langes Protokoll (über sechs Wochen) erstellt.

Die Eizellentnahme (Fachbegriff: Follikelpunktion): Bei der Eizellentnahme stehen Euch ebenfalls mehrere Möglichkeiten zur Verfügung:

  • Die Entnahme Eurer reifen Eizellen mit Hilfe einer Follikelpunktion
  • Die Entnahme der unreifen Eizellen

Welche Methode und Möglichkeit bei Euch in Frage kommt, hängt von der jeweiligen Methode der künstlichen Befruchtung ab. Nachdem die Vorbereitungen getroffen werden, kann das entsprechende Verfahren angewandt werden. Es erfolgt entweder die künstliche Befruchtung mittels Embryonentransfer oder die künstliche Befruchtung mittels Balstozystentransfer.

Zudem besteht die Möglichkeit einer Eizellspende. Sollte bei Euch eine Unfruchtbarkeit nachgewiesen werden, könnt ihr mit diesem Verfahren vorgehen. Bei einer Eizellenspende werden die Eizellen einer Spenderin entnommen und anschließend mit den Spermien des Wunschvaters befruchtet. Anschließend wird die Eizelle wieder in Eure Gebärmutter eingepflanzt, sodass ihr Euer Wunschkind austragen könnt. Auch bei diesem Verfahren werden verschiedene Methoden angeboten.

Chancen künstliche Befruchtung – wie hoch sind sie wirklich?

Die Erfolgschancen künstliche Befruchtung sind nicht bei allen Paaren gleich. Es kann ein steiniger und schwerer Weg sein, der gepaart ist mit vielen Rückschlägen und einigen Fehlversuchen. Die psychische, aber auch die körperliche Belastung sind bei vielen Paaren leider groß. Es gibt viele Paare, die nach der Behandlung endlich ihr Wunschkind in den Armen halten und bei denen die künstliche Befruchtung funktioniert hat. Andere Paare wiederumgehen massiv an ihre Grenzen. Besonders gute künstliche Befruchtung Erfolgschancen haben Frauen unter 35 Jahren. Ab einem Alter von 35 Jahren sinkt die Rate der Erfolgschancen. Der Erfolg künstlicher Befruchtung ist schließlich auch abhängig davon, wie die Qualität Eurer Eizellen ist. Je älter ihr werdet, umso höher ist mitunter das Risiko ein Kind mit Missbildungen zu gebären oder an einer Fehlgeburt zu leiden.

Je nach Methode liegt die künstliche Befruchtung Wahrscheinlichkeit bei etwa 45 Prozent. Je jünger das Paar ist, umso mehr steigen die künstliche Befruchtung Chancen, sich den Kinderwunsch erfüllen zu können. Die Schwangerschaftsrate bei Frauen ab 35 Jahren fällt deutlich geringer aus, nicht nur bei einer künstlichen Befruchtung, sondern auch bei einer Schwangerschaft auf normalem Wege.

Die Voraussetzung für eine künstliche Befruchtung beim Menschen

Die künstliche Befruchtung in Deutschland war einige Zeit mit rechtlichen Einschränkungen versehen. In Deutschland ist die Voraussetzung für künstliche Befruchtung streng geregelt, wie in vielen anderen Ländern auch. In Deutschland gilt eine rechtlich gültige Ehe sogar als Voraussetzung für die künstliche Befruchtung. Liegt diese jedoch nicht vor, muss der Grund für den Kinderwunsch genauestens geschildert werden. Die künstliche Befruchtung Voraussetzungen für lesbische Paare oder sogar alleinstehende Frauen besagt, dass die zuständige Ärztekammer entscheiden muss, dass der Kinderwunsch oder die Behandlung völlig unbedenklich ist.

Doch auch die gesetzlichen Krankenkassen haben daneben noch ein gewisses Mitspracherecht. Diese beteiligen sich schließlich nur dann an den Kosten für die künstliche Befruchtung, wenn Eizelle und Samenzelle von einem verheirateten Paar verwendet wird. Außerdem beteiligen sich die Krankenkassen nur dann an diesem Verfahren, wenn die Frau das 40. Lebensjahr noch nicht erreicht hat. Außerdem darf keiner der beiden Partner an HIV erkrankt sein.

Zu den weiteren Voraussetzungen einer künstlichen Befruchtung gehören in Deutschland zudem viele Beratungsgespräche dazu. Erst nach mehrmaliger Beratung darf eine künstliche Befruchtung durchgeführt werden. Das Paar mit Kinderwunsch darf nicht jünger als 25 Jahre sein. Der Mann darf außerdem das Alter von 45 Jahren nicht überschritten haben. Ihr müsst als Paar Euren Fachärzten Bescheinigungen für die einzelnen Aufklärungsgespräche vorlegen.

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