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Schwangerschaftsdepression – Wie ihr sie erkennt und was dagegen hilft

Nadine Scheiner
10 Feb 2022
5 Min.
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Eigentlich ist es ein Grund zur Freude – ihr erwartet ein Baby und es entwickelt sich gut. Dennoch fühlt ihr einen dunklen Fleck auf der Seele, habt vielleicht negative Gedanken und wisst nicht genau, wie ihr damit umgehen sollt. Rund 10 % der werdenden Mütter sind von einer Schwangerschaftsdepression betroffen. Doch wie erkennt ihr diese und was könnt ihr dagegen tun?

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Prostock Studio via shutterstock

Ab wann kann eine Schwangerschaftsdepression auftreten und was kann sie auslösen?

Eine Schwangerschaftsdepression ist eine Erkrankung, die sich bei jeder Schwangeren anders äußern kann. Daher lässt sich auch nicht genau sagen, wann sie auftritt. Es hat sich gezeigt, dass sie meist im zweiten Trimester beginnt und sich die klassischen Stimmungsschwankungen in eine Depression verwandeln.

 

Es ist aber ebenso möglich, dass sie bei euch erst im dritten Trimester beginnt oder vielleicht schon in den ersten Wochen der Schwangerschaft. Unter anderem kommt es auch darauf an, was die Ursache für die Entstehung einer Schwangerschaftsdepression bei euch ist. Diese kann ganz unterschiedlich ausfallen:

 

  • Es handelt sich vielleicht um eine ungewollte Schwangerschaft.
  • Euer Baby entwickelt sich nicht korrekt oder ist krank.
  • Ihr leidet unter einer sehr starken Übelkeit und seid besonders schwach.
  • Ihr habt keine soziale Unterstützung oder Entlastung von Freunden oder Angehörigen.
  • Ihr befindet euch in einer schwierigen Partnerschaft.
  • Ihr hattet bereits eine oder mehrere Fehlgeburten oder auch Frühgeburten.
  • Ihr leidet unter den hormonellen Veränderungen eures Körpers.
  • Ihr hattet lange einen unerfüllten Kinderwunsch und habt nun starke Sorgen um das Baby.

 

Hattet ihr vielleicht bereits vor der Schwangerschaft depressive Phasen oder auch Störungen im hormonellen System? Dann kann dies eine Schwangerschaftsdepression beeinflussen.

Was sind die Anzeichen einer Schwangerschaftsdepression?

Hormonveränderungen durch die Schwangerschaftshormone sorgen in der Schwangerschaft oft für Stimmungsschwankungen. Daher ist es gar nicht so einfach, eine Schwangerschaftsdepression zu erkennen. Zudem wird aus Scham über die ungewohnten und unerwarteten Gefühle selten darüber gesprochen. Schuldgefühle machen sich breit bei euch darüber, dass ihr euch nicht so auf euer Baby freuen könnt. Ihr spürt vielleicht eine tiefe Traurigkeit oder habt sogar körperliche Beschwerden.

 

Schwierig für euch ist natürlich zu erkennen, ob es sich nur um eine Verstimmung oder eine kurzzeitige Antriebslosigkeit handelt oder ob ihr eine mögliche Depression habt. Anzeichen, die dafür sprechen und nach denen auch der Psychiater fragen würde, sind:

 

  • fehlende Vorfreude
  • Schlafprobleme oder Schlafstörungen
  • Reizbarkeit
  • dauerhaft depressive Stimmung oder ständige Stimmungstiefs
  • Übelkeit
  • Niedergeschlagenheit
  • Schwindel und Kopfschmerzen

 

Die Auswirkungen auf den Körper durch eine Schwangerschaftsdepression sind ganz unterschiedlich. Ständiges Grübeln, eine tiefe Traurigkeit und eine fehlende Motivation für Bewegung und Spaziergänge werden von vielen werdenden Müttern beschrieben.

Schlaflos und Schwanger
Artem Oleshko via shutterstock

Was kann ich gegen eine Schwangerschaftsdepression tun?

Habt ihr die Vermutung, dass es sich um eine Schwangerschaftsdepression handelt, ist es wichtig, dass ihr euch an die Hebamme oder auch direkt an den Arzt oder die Ärztin wendet. Ihr könnt auch direkt zu einer Beratungsstelle für Schwangere gehen. Gut für euch zu wissen ist, dass es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten gibt. Es müssen nicht immer direkt Antidepressiva sein, falls ihr Sorge wegen der Nebenwirkungen auf das Ungeborene habt. Alternativen sind beispielsweise auch eine Lichttherapie, Akupunktur oder eine Psychotherapie.

Der erste Schritt ist meist ein Gespräch beim Frauenarzt oder auch bei einem Psychiater. Vielleicht gibt es einige Fragebögen, bei denen geschaut wird, ob eine psychotherapeutische Behandlung als Depressionshilfe notwendig ist. Niemand erwartet von euch unbändige und uneingeschränkte Freude, wenn eine neue Lebenssituation eintritt und dies ist bei einer Schwangerschaft der Fall. Es kann durchaus sein, dass die veränderten Lebensumstände in der Schwangerschaft euer Empfinden beeinflussen und euch auch seelische Schwierigkeiten bereiten.

Oft handelt es sich nur um eine vorübergehende Erkrankung, gegen die ihr unterschiedlich vorgehen könnt. Helfen können:

 

  • Offenheit mit dem Umfeld
  • Anpassung der Ernährung
  • Bewegung im Freien
  • Behandlung der Psyche
  • Einnahme von Medikamenten

 

Beachtet, dass auch euer Alltag psychische Veränderungen beeinflussen kann. Seht ihr hier näher hin, werdet ihr vielleicht feststellen, dass ihr derzeit sehr wenig Schlaf bekommt oder sich eure Ernährung in der letzten Zeit stark verändert hat. Gerade im Rahmen einer Schwangerschaft ist es gut möglich, dass ihr euch nicht mehr so ausgewogen ernährt oder vielleicht nur wenig Nahrung bei euch behalten könnt. Eine ausgewogene Behandlung ist aber für Körper und Seele wichtig.

Je nach Verlauf eurer Schwangerschaft habt ihr möglicherweise auch die Bewegung eingeschränkt und seid nicht mehr so viel unterwegs. Dies sind alles Punkte, die ihr unbedingt mit dem behandelnden Arzt besprechen solltet und die eine Schwangerschaftsdepression begünstigen.

Wichtig: Bleibt eine Depression in der Schwangerschaft unbehandelt, kann dies starke Auswirkungen auf euch haben. Dazu gehören möglicherweise die Entstehung von Suizidgedanken oder Probleme damit, euer Baby zu akzeptieren.

Wie lange dauert eine Schwangerschaftsdepression?

Wie sich die Krankheit entwickelt, ist ganz unterschiedlich und lässt sich nicht vorhersagen. Manchmal reicht es für eine Besserung schon, wenn sich eure Umstände ändern und ihr Hilfe annehmt. Einige Betroffene brauchen eine medikamentöse Behandlung, da die Wirksamkeit von anderen Therapiemöglichkeiten nicht ausreicht. Eine Einnahme von Medikamenten ist auch in der Schwangerschaft möglich. Hierfür solltet ihr euch aber in psychiatrische Behandlung begeben.

 

Eine Schwangerschaftsdepression kann also wenige Wochen, aber auch mehrere Monate andauern.

 

Wichtig: Auch nach der Entbindung kann es zu einer Depression kommen. Hier wird von einer Wochenbettdepression oder auch einer postpartalen Depression gesprochen. Eine Schwangerschaft und eine Geburt sowie die Stillzeit sind nicht nur ein freudiges Ereignis, sondern auch mit Risiken und einer Belastung für den Körper verbunden. Daher braucht ihr euch nicht für eure Gefühle schämen. Wichtig ist es, darüber zu sprechen.

Kann ich vorbeugen?

Euch ist bewusst, dass ihr zu depressiven Gedanken neigt? Dann ist es gut, wenn ihr einige vorbeugende Maßnahmen trefft und auf diese Weise dafür sorgt, dass es vielleicht gar nicht erst zu einer Schwangerschaftsdepression kommt. Vorbeugend helfen können:

  • Gespräche Macht eure Gedanken und Gefühle nicht mit euch allein aus. Sprecht mit der Familie, Freunden, dem Partner oder auch der Hebamme über eure Ängste.
  • Ausgewogene Ernährung Es ist in der Schwangerschaft nicht ganz einfach, sich ausgewogen zu ernähren. Allerdings ist dies ein wichtiger Schritt für ein seelisches Gleichgewicht. Nehmt daher genug Wasser zu euch und schaut darauf, möglichst viel Obst und Gemüse zu essen. Auch kleine Mengen reichen hier schon aus, um den Körper ansatzweise zu versorgen.
  • Bewegung Achtet auf eure Bewegung. Ihr müsst keine langen Laufrunden machen, ihr solltet aber immer wieder Spaziergänge in den Alltag einbauen und an die frische Luft gehen. Vitamin D ist ein wichtiger Begleiter für eine gesunde Seele.
  • Kontakte Viele Frauen fühlen sich in der Schwangerschaft allein. Sie haben wenige Bekannte oder Freunde, die auch dann Zeit haben, um sich zu treffen. Vor allem, wenn ihr bereits früh zu Hause seid, kann es passieren, dass euch die Decke auf den Kopf fällt. Damit es soweit gar nicht erst kommt, könnt ihr euch über Kurse informieren. Yoga für Schwangere oder Schwimmkurse helfen dabei, Frauen kennenzulernen, die ebenfalls schwanger sind. Das erleichtert den Austausch und die Kommunikation.
  • Entspannt bleiben Ihr denkt, es ist noch so viel zu tun und ihr schafft irgendwie nichts? Das fühlt sich nur so an, ihr setzt euch dabei aber selbst unter Druck. Euer Baby braucht kein fertiges Zimmer, wenn es auf die Welt kommt. Bleibt daher entspannt.

Eine Schwangerschaftsdepression kann behandelt werden. Wichtig ist es, dass ihr die Problematik erkennt und bereit seid, euch Hilfe zu holen und diese auch wirklich anzunehmen.

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