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Das Bondingbad – Bindung zwischen Mutter und Baby stärken

Nadine Scheiner
29 Dec 2021
5 min.
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Die Bindung (Bonding) zum eigenen Kind stellt für den Großteil der Eltern die wichtigste Beziehung in ihrem Leben dar. Jedoch gelingt es Müttern oder Vätern nicht immer gleich eine feste Bindung zu ihrem neugeborenen Baby aufzubauen, die Ursachen dafür sind ganz unterschiedlich.

Die erste Bindung der Zuneigung zwischen einer Mutter und ihrem Baby ist aber von extremer Bedeutung. Viele Experten betonen daher immer wieder, wie wichtig es ist, die „heilige Stunde“ zu respektieren, in dieser sollte nichts und niemand den Kontakt zwischen der frisch gebackenen Mutter und ihrem neugeborenen Baby unterbrechen.

Aber auch nach dieser Zeit sollte das Bonding, also die Bindung, ständig gestärkt und verbessert werden. Wie ihr die Verbindung zu eurem Baby verbessern könnt und eurem Baby die so wichtige Sicherheit geben könnt erfahrt ihr jetzt.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Das Bondingbad nach B. Meissner ist für Mutter und Baby von größter Bedeutung, wenn die Ankunft nicht „natürlich“ stattgefunden hat.
  • Beide sollten in absoluter Ruhe und ohne Unterbrechung mindestens eine Stunde die Ankunft erleben dürfen, um das Bonding zu stärken.
  • Wenn möglich, sollte auch der Vater miteinbezogen werden, um die Bindung der Eltern zu ihrem Baby zu fördern.
Bondingbad
Photobac via Shutterstock

Was ist ein Bondingbad? - Bonding nach Brigitte Meissner

Das Bondingbad nach Brigitte Meissner ist extrem wichtig und sollte bei jeder „unnatürlichen“ Ankunft durchgeführt werden. Seit Jahrzehnten findet eine Geburt üblicherweise im Krankenhaus, Geburtshaus oder zu Hause, aber mit Betreuung statt. Das Baby wird von der Mutter entbunden, dann aber häufig erst einmal von allen Seiten betrachtet, gewogen, gemessen und untersucht, bis es dann nach einer für die Mutter oft gefühlten Ewigkeit in ihrem Arm liegt.

Mit dem Bondingbad (Heilbad) soll die natürliche Zeit, wie sie nach der Geburt eigentlich stattfinden sollte, nachempfunden werden. Dafür wird das neugeborene Baby in ein Bad mit warmem Wasser gelegt und danach mit einem Badetuch, aber nass der frisch gebackenen Mutter auf den Oberkörper gelegt. Mutter und Kind werden zusammen in kuschelige Decken eingehüllt und können so die natürliche Ankunft nachholen. Im Anschluss sollten beide für mindestens eine Stunde in absoluter Ruhe die „heilige Stunde“ genießen dürfen.

Das Bondingbad kann daher auch als Heilbad (ohne Badezusatz) verstanden werden und wird häufig von Hebammen empfohlen, wenn ein Kaiserschnitt durchgeführt wurde oder das neugeborene Kind aus anderen Gründen nicht sofort auf den Oberkörper der Mutter gelegt wird. Der Hautkontakt nach der Trennung soll die natürliche Entbindung nachholen, um positiven Gefühle bei Frau und Kind auszulösen und die fehlende Erfahrung kurz nach der natürlichen Geburt nachzuempfinden.

Achtung: Wurde ein Kaiserschnitt bei euch gemacht achtet darauf, dass euer Baby nicht auf die frische Narbe gelegt wird.

Was ist die „heilige Stunde“?

Mit der heiligen Stunde werden die ersten Momente nach der Geburt zusammengefasst. Die heilige Stunde, in der das Baby Haut an Haut auf der Brust der Mutter bleiben sollte. Das Wichtigste in diesen einzigartigen Momenten ist es, die Kontinuität der Einheit zwischen Mutter und Baby zu wahren, die bis vor wenigen Augenblicken denselben Körper teilten.

Nutzt diese heilige Stunde, um euer Kind in einer Atmosphäre der Ruhe willkommen zu heißen. Genießt diesen Moment, kuscheln mit eurem Baby im Bett, streicheln der kleinen Finger, der Nase und der zarten Haut, alles was das Bonding nach dem Bad stärkt ist erlaubt. Sprecht liebevoll mit eurem Baby, während es auf eurer Brust liegt und dem so vertrauten Herzschlag und eurer Stimme lauscht.

Viele Babys suchen in diesem Moment das erste Mal die Brust der Mutter, um gestillt zu werden. Diese Zuneigung und Aufmerksamkeit helfen eurem Neugeborenen, sich in dieser ganz neuen Welt sicherer zu fühlen.

Wiegen, baden, messen und andere nicht wichtige Dinge können warten, gibt es keine medizinische Notwendigkeit, dass ihr von eurem Baby direkt nach der Geburt getrennt werden solltet ihr auf eure „heilige Stunde“ bestehen.

Bindung oder Anhänglichkeit?

Die Bindungstheorie wurde in den 1950er-Jahren vom englischen Psychoanalytiker John Bowlby entwickelt. Im Kern besagt Bowlby, dass alle Kinder für eine gesunde Entwicklung eine Bindung der Sicherheit und Zuneigung zu mindestens einer primären Bezugsperson (die normalerweise ihre Mutter ist) entwickeln müssen.

Obwohl die Begriffe Bindung und Anhänglichkeit manchmal synonym verwendet werden, um sich auf die tiefen Bindungen der Zuneigung zu beziehen, die sich zwischen Eltern und Kindern entwickeln, bezieht sich die Bindung in diesem Fall auf das emotionale Band zwischen Mutter und neugeborenem Kind, das über Monate aufgebaut und verstärkt wird. Die Verstärkung ist eine progressive Konstruktion, die mehrere Monate dauert.

Bondingbad
Starocean via Shutterstock

Wie kann man die Bindung fördern?

Eigentlich ist es schon während der Schwangerschaft möglich, eine Bindung zu eurem ungeborenen Kind aufzubauen: Streichelt euren Bauch, sprecht mit eurem Baby, singt ihm was vor, erzählt eurem Baby von euren Plänen nach der Geburt … All das wird helfen, die Verbindung zu eurem Baby zu fördern. Ihr fördert zum einen Aufbau einer emotionalen Bindung, stärkt euer Selbstwertgefühl als Mutter und können euch oft besser um die Bedürfnisse eures Babys kümmern.

Was ist mit dem Vater?

Natürlich sollte auch der Vater mit einbezogen werden, um eine tiefe Verbindung zu seinem neugeborenen Baby aufzubauen. Besonders wichtig wird die Anwesenheit des Vaters, wenn es während der Geburt zu Komplikationen gekommen ist und die Ärzte die Mutter versorgen müssen.

Väter sollten in diesem Fall unbedingt das Baby begleiten, bei ihm bleiben und es so lang im Arm halten und beruhigen, bis die Mutter bereit für den Empfang ist. Nach dem Bondingbad kann der Vater das Übergeben des Babys an die Mutter übernehmen und an der Seite beider bleiben. Ruhe, Geborgenheit und Zuneigung sind in dieser Zeit das Wichtigste für das gerade auf der Welt angekommene Baby.

Fazit: Macht ein Bondingbad Sinn?

Wurde euch euer Baby nicht gleich nach der Entbindung übergeben macht ein Bondingbad auf jeden Fall Sinn. Im besten Fall wird euch euer neugeborenes Kind natürlich direkt nach der Geburt auf die Brust gelegt, sodass ihr den Moment der Ankunft zusammen genießen könnt.

Sollte dies aus medizinischen Gründen nicht möglich sein, bittet eure Hebamme oder euren Arzt um die Durchführung eines Bades. Lasst euch in diesem einzigartigen Moment nicht aus der Ruhe bringen oder unter Zeitdruck setzen, dieser Moment sollte ausschließlich eurem Baby gehören.

Lasst es euch in nass und nackt mit einem Badetuch ins Bett am besten auf euren Oberkörper legen, um zu kuscheln, es zu streicheln und ihm Wärme zu geben. Legt es so an euch, dass es das Herz der Mama hören und euren warmen Körper fühlen kann.

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