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Stuhlgang des Babys – richtig handeln bei Verstopfung, Durchfall und mehr

Nadine Scheiner
17 Nov 2022
8 Min
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Eine gesunde Verdauung des Babys wünschen sich alle frischgebackenen Eltern. Kleine und große Probleme mit der Verdauung sind bei den meisten Säuglingen jedoch ganz normal. Wichtig ist, den Stuhlgang des Babys regelmäßig zu kontrollieren und richtig auf mögliche Symptome zu reagieren. Unser Artikel zeigt Euch einige Probleme rund um den Stuhlgang von Säuglingen auf und bietet praktische Hilfe, um hierauf zu reagieren.

Was macht die Verdauung beim Baby so besonders?

Für uns Erwachsene ist der Verzehr vieler verschiedener Speisen über den Tag hinweg eine Selbstverständlichkeit. Bei Babys sieht dies anders aus, deren Körper erst langsam an die vielfältigen Speisen und Zutaten gewöhnt werden muss. Dies durchläuft mehreren Phasen, wobei die erste schon im Mutterleib beginnt.

Bis zur Geburt wird das heranwachsende Baby über die Plazenta und Nabelschnur versorgt. Eine klassische Verdauung von Speisen über den Magen-Darm-Trakt findet nicht statt. Nach der Geburt leitet Muttermilch oder ein vergleichbares Ersatzprodukt die nächste Phase ein. Dies ist reine Flüssignahrung mit hohem Fettgehalt und diversen Nährstoffen, die dem gesunden Aufbau des Kindes gilt. Auf feste Nahrung ist das Magen-Darm-System noch nicht ausgelegt.

Dieses wird langsam über Wochen und Monate in den ersten beiden Lebensjahren aufgebaut. Zuerst mit Brei und dann vorsichtig mit ersten festen Speisen. Ziel ist, eine gesunde Darmflora zu kultivieren, damit der kindliche Körper die Nährstoffe aufnehmen und für Wachstum und Energie nutzen kann. Dieser Prozess läuft bei den wenigsten Babys „wie im Bilderbuch“. Auf verschiedene Arten von Verdauungsproblemen sollten sich Eltern deshalb immer einstellen.

Aufbau einer gesunden Darmflora entscheidend

Ob Kind oder Erwachsener, wir alle sind auf eine gut besiedelte Darmflora angewiesen. Hiermit sind gute Bakterien, Hefen oder Pilze gemeint, die den Verdauungstrakt bewohnen und die zugeführten Nahrungsmittel verwerten. Ohne eine reichhaltige Besiedelung kann der Körper weder Energie noch Nährstoffe aus der Nahrung ziehen.

Eine solche Darmflora muss aufgebaut werden. Dies kennen Erwachsene nach einer schweren Magen-Darm-Erkrankung. Hier werden probiotische Präparate, beispielsweise Milchsäurebakterien, zugeführt und der Darm so langsam wieder aufgebaut und saniert. Möglich wird dies auch mit Hilfe von Nahrungsmitteln wie Joghurt, Kefir, Sauerkraut und ähnlichen Nahrungsmitteln mit prä- und probiotischen Kulturen.

Bei Babys kommt es nach der Geburt zum ersten Mal im Leben zum Aufbau einer solchen Darmflora. Dies erfolgt beispielsweise durch probiotische Bakterien beim Stillen sowie spezielle Kohlenhydrate, die über die Muttermilch aufgenommen werden. Aber auch die alltägliche Umgebung bringt den Säugling mit Bakterien und Erregern in Kontakt, die den Aufbau der Darmflora fördern. Das Heranwachsen in einer absolut sterilen Umgebung wirkt dieser gewünschten Entwicklung leider entgegen.

Was genau leisten die guten Bakterien?

Um die Verdauung bei Babys zu fördern, sind Muttermilch bzw. gute Ersatzprodukte für eine Zufuhr der guten Laktobazillen und Bifidus-Bakterien besonders wichtig. Vorteile einer ausreichenden Besiedelung des kindlichen Darms mit diesen Bakterien sind.

– Der Nachwuchs hat eine regelmäßige und geregelte Verdauung.
– Die Konsistenz des Stuhls ist eher weich, ohne komplett wässrig zu sein.
– Der Darm des Babys wird von Natur aus von unerwünschten Erregern bereinigt.
– Langsam aber sicher baut sich eine natürliche Schutzschicht des Darmes auf.

Frischgebackene Eltern sollten sich nicht wundern, wenn ihr Baby nach jeder Mahlzeit Stuhl abgibt. Dies ist völlig normal, zumal keine Art von Darmkontrolle vorliegt. Zu früh und ambitioniert sollte niemals mit einer Reinlichkeitserziehung begonnen werden. Ob Muttermilch oder Fläschchen, die Konsistenz des Stuhls gibt Eltern gute Einblicke in den Zustand der Darmflora und ihre Entwicklung.

Weshalb überhaupt Probleme beim Stuhlgang drohen

Schnell machen sich Eltern Vorwürfe, wenn ihr Nachwuchs trotz der guten Muttermilch zu Durchfällen oder einer Verstopfung neigen. Diese Sorgen und Vorwürfe sind jedoch völlig unbegründet. Jedes Kind entwickelt sich anders und durchläuft unterschiedliche Phasen der Entwicklung. Manchmal macht der Körper einen Entwicklungsschub, auf den sich das Verdauungssystem erst einmal einstellen muss.

Auch die Größe von Magen und Darm spielt ein, der langsam aber sicher wächst. Eine etwas zu große Menge an Milch oder Brei kann das Verdauungssystem überfordern, so dass der Rest einfach ausgeschieden wird. Und auch die Ausbildung von Allergien oder Unverträglichkeiten, beispielsweise in milder Form gegenüber Laktose, kann die Verdauung beeinflussen. Im Idealfall werden diese Umstände über einen Kinderarzt abgeklärt.

Verstopfung beim Baby erkennen und Abhilfe schaffen

Während das Baby in der ersten Lebensphase mehrmals täglich Stuhlgang hat, nimmt diese Tendenz im Laufe der Wochen und Monate ab. Selbst ein oder mehrere Tage ohne Stuhlgang können vorkommen und sind sogar ein Zeichen für eine Entwicklung des Darms. Wichtig für Euch als Eltern ist: Gibt das Kind nach dieser Pause Stuhl ab, sollte dieser weich sein.

Im anderen Fall wird Euer Säugling wahrscheinlich unter einer Verstopfung leiden. Und hierfür kommt es noch weitere Anzeichen, weit bevor es zum Stuhlgang kommt:

– Euer Baby hat Schmerzen, wenn es den Stuhl abzugeben versucht.
– Der Bauch Eures Babys ist erkennbar größer.
– Euer Baby weigert sich, weitere Nahrung zu sich zu nehmen.
– Das Kind ist unruhig und empfindlich, weil es Bauchschmerzen hat.

Falls Ihr Blut im Stuhl findest oder sich das Kind erbricht, anstatt geregelten Stuhl abzugeben, sollte Ihr sofort zum Kinderarzt. Hier können ernsthafte Probleme mit dem Verdauungssystem des Babys vorliegen, die über eine einfache Verstopfung hinausgehen.

Damit es nicht zu einer Verstopfung kommt, solltet Ihr beim allmählichen Übergang auf feste Nahrung auf die Gabe von Ballaststoffen als Beikost achten. Hier ist vor allem Obst und Gemüse zu nennen. Zudem kann der Stuhl zu trocken werden und eine Verstopfung fördern, wenn Euer Kind über den Tag hinweg zu wenig trinkt.

Stuhlgang des Babys
Bild via AdobeStock blackday

Kann oder sollte ich die Verstopfung selbst behandeln?

Kommt es regelmäßig zu einer Verstopfung des Babys und bringt die Anpassung der Ernährung nichts, sollte der Kinderarzt befragt werden. Ansonsten könnt Ihr überlegen, ob Ihr Eurem Säugling eine direkte Entlastung in Form eines Medikamentes bieten solltet. Wichtig ist, auf die Eignung der Präparate für Babys und Kleinkinder zu achten.

Verschiedene Marken und Hersteller führen Produkte in ihrem Portfolio, die Ihr bereits im jungen Kindesalter bedenkenlos verabreichen könnt. Dies sind beispielsweise Klistiere gegen die Verstopfung, die als Rektal-Lösung einzuführen sind.

Ein großer Vorteil solcher Präparate ist, dass diese nicht durch den Stoffwechsel des Kindes wandern müssen. Es kommt zu einer kurzzeitigen und lokalen Anwendung, die dem Baby die Abgabe des Stuhls erleichtern sollen. Von einem Klistier sind auch Eltern überzeugt, die ihren Nachwuchs nicht von frühester Kindheit an mit Medikamenten großziehen möchten.

Mit Suppositorien die Darmgesundheit fördern

Vielleicht würdet Ihr Euch freuen, wenn der Stuhl Eures Babys etwas fester wäre. Neben der Verstopfung ist ein zu weicher Stuhl leider ein genauso häufiges Problem. Der Kot landet wässrig in der Windel, selbst wenn ausreichend Flüssigkeit und Ballaststoffe über die Nahrung zugeführt werden.

In sehr jungem Alter und bei einer reinen Flüssignahrung ist ein sehr weicher Stuhl noch keine Seltenheit. Stellt Ihr allmählich auf Brei und festere Nahrung um und der Stuhl bleibt flüssig, dürfte ein Problem mit der Verdauung vorliegen. Doch keine Angst: In den meisten Fällen gehört dies zur natürlichen Entwicklung einfach dazu.

Vielleicht hat sich die Darmflora Deines Kindes einfach noch nicht so aufgebaut, als dass sie alle gereichten Speisen problemlos verstoffwechseln könnte. In diesem Fall solltet Ihr von zwei Richtungen aus gegen den flüssigen Stuhl wirken. Mit der Gabe der richtigen Nährstoffe fördert Ihr den Aufbau der Darmflora. Außerdem könnt Ihr mit sogenannten Suppositorien die Darmentwicklung fördern.

Dem Begriff nach sind Suppositorien für Kinder „Unterstützer“. Sie helfen also, Nahrung richtig zu verstoffwechseln und Eurem Baby zu einem gesünderen, festen Stuhl zu verhelfen. Sie haben zur Aufgabe, das komplexe Stoffwechselsystem zu unterstützen und der Darmflora etwas Nachhilfe zu geben.

Hausmittel und alltägliche Hilfe bei Durchfall

Wenn es um die Bekämpfung von Durchfällen Eures Babys mit der Nahrung geht, gibt es seit Generationen einige Klassiker. Diese haben bis heute nichts von ihrer Wirksamkeit verloren und können auch Deinem Baby ab einem gewissen Alter gereicht werden. Hierzu gehören:

– Zwieback zum Lutschen
– Apfelmus
– kleine Portion Reis
– Birnen
– Bananen
– Kartoffelpüree

Viele dieser Nahrungsmittel helfen, den Stuhl zu binden und gleichzeitig die Darmflora mit einigen wichtigen Nährstoffen zu versorgen. Sind die Probleme mit Magen und Darm gravierender, kann der Art eine Elektrolyt-Lösung verschreiben. Mit dieser nimmt Euer Baby vor allem wertvolle Mineralien auf, die der Darmflora und dem gesamten Stoffwechsel helfen.

Das Thema Hygiene nicht unterschätzen

Nach unserer praktischen Erfahrung sind Babys häufiger von Durchfall als von Verstopfung betroffen. Viele Eltern unterschätzen, dass neben der Ernährung weitere Faktoren zur Bildung des Stuhls beitragen. Der kleine Körper hat noch ein geschwächtes Immunsystem, so dass der Kampf gegen Erreger der Umgebung nicht immer gelingt. Hygiene spielt eine große Rolle und führt zu folgenden, sinnvollen Tipps:

– Wascht häufig die Hände des Kindes, damit keine Viren in den Körper gelangen.
– Achtet auch nach dem Windelwechsel auf die eigene, gründliche Hygiene.
– Geräte, mit denen Ihr die Babynahrung zubereitet, sind regelmäßig zu reinigen.
– Babys sollten Ihre angemischte Flüssignahrung nur aus frischem Trinkwasser erhalten.

GANZ WICHTIG: Der Schutz vor Viren und Keimen als Krankheitserreger ist nicht mit den guten Bakterien zu verwechseln, die dem Aufbau der Darmflora helfen. Es geht also nicht darum, Euer Baby in einer absolut sterilen und keimfreien Umgebung aufwachsen zu lassen. Im Gegenteil: Wenn Babys und Kleinkinder Erreger in einer kleinen Dosis kennen lernen, fördert dies sogar den Aufbau des Immunsystems. Achten alleine auf eine grundlegende Hygiene, die für Groß und Klein gleichermaßen gelten sollte.

Blähungen beim Babys richtig bekämpfen

Wie auch immer sich der Stuhl Eures Babys entwickelt, Blähungen gehören zum gesunden Heranwachsen jedes Säuglings dazu. Im sich entwickelnden Magen-Darm-Trakt sind Verdauungsgase keine Seltenheit, schließlich finden hier viele biochemische Prozesse zum ersten Mal überhaupt statt.

Gelegentliche Blähungen des lernenden Stoffwechsel reichen vielleicht sehr streng, sind ansonsten jedoch kein Problem. Anders sieht es aus, wenn Euer Liebling dauerhaft unter Blähungen leidet. Gerade in der Anfangsphase einer Ernährungsumstellung ist dies keine Seltenheit. Ein aufgeblähter Bauch bereitet dem Säugling oft Schmerzen, so dass es ohne Entlastung einige Schreie und Tränen gibt.

Bei einer verstärkten Gasbildung lässt sich dem Baby mit Suspensionen zum Einnehmen schnell weiterhelfen. Diese kommen auch bei Behandlungen beim Kinderarzt zum Einsatz, wenn der Magen-Darm-Bereich genauer untersucht wird. Bei gelegentlichen Problemen helfen Hausmittel wie warme Wickel oder eine Wärmflasche weiter.

Das Risiko von Antibiotika verstehen

Einige der genannten Symptome treten nicht isoliert auf. Vielleicht hat Euer Kind nebenbei noch Fieber oder kuriert gerade eine Kinderkrankheit aus. In früheren Jahren wurden auch von Kinderärzten oft Antibiotika verschrieben. Diese bekämpfen Viren und weitere Erreger konsequent und tragen zur Linderung vieler Krankheiten bei.

Mittlerweile zögern viele Kinderärzte bei der Gabe von Antibiotika. Der Grund: Diesen Wirkstoffen ist es egal, ob es sich um “gute” oder “böse” Bakterien handelt. So werden schnell auch hilfreiche Bakterien und Pilze bekämpft, auf die das Verdauungssystem der Darmflora angewiesen ist.

Seit deshalb vorsichtig, wenn es um die Gabe von Antibiotika an Euren Liebling geht. Mit einigen der oben genannten Präparate lässt sich gezielter gegen bestimmte Beschwerden in Magen und Darm vorgehen. Für Fieber oder die erste Grippe des Säuglings gibt es meist auch schonendere Präparate.

Nicht zu vergessen: Probleme in der Schwangerschaft

Auch wenn wir hauptsächlich über den Stuhlgang von Babys sprechen, möchten wir ein Thema kurz anschneiden. Die werdende Mutter dürfte sich über die neun Monate der Schwangerschaft hinweg ebenfalls mit einigen Problemen in Magen und Darm plagen. Gerade durch das Heranwachsen des Babys entsteht ein Druck auf verschiedene innere Organe, die für Schmerzen und Probleme mit der Verdauung verantwortlich sind.

Solche Probleme über die Schwangerschaft hinweg kennt jede Frau. Der wichtigste Ratschlag ist: Viel trinken! Bei der Versorgung des Babys im Mutterleib wird viel Wasser benötigt, das dem eigenen Organismus fehlt. Auch wenn angehende Mütter ohnehin häufigen Harndrang verspüren – dies sollte niemals die Flüssigkeitszufuhr hemmen. Vor allem der gefürchteten Verstopfung in der Schwangerschaft lässt sich so entgegenwirken.

Unser Fazit zum Stuhlgang beim Baby

Wenn sich zum ersten Mal im Leben eine Darmflora aufbaut und der Magen-Darm-Trakt sich entwickelt, sind kleine Probleme vorprogrammiert. Durchfall, Blähungen oder Verstopfung können jedes Baby treffen. Mit einer cleveren Mischung aus den richtigen Nahrungsmitteln und einer eventuellen Unterstützung durch Medikamente lassen sich alle Symptome schnell und effektiv beseitigen.

Wichtig ist, dass die gereichten Präparate für Babys und Kleinkinder geeignet sind. Auf radikale Behandlungsformen wie die Gabe von Antibiotika sollte im Regelfall verzichtet werden. Und all dies gilt neben der Gesundheit Ihres Babys auch für die schwangere Frau, um eine angenehme Schwangerschaft zu erleben.

 

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