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Fieber beim Baby – Gründe erkennen und richtig behandeln

Nadine Scheiner
17 Nov 2022
8 Min.
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Wenn das Baby errötete Wangen oder eine heiße Stirn hat, sind viele Eltern schnell besorgt. Fieber kann auf einen grippalen Infekt oder andere Erkrankungen des Säuglings hindeuten, weshalb eine schnelle Abklärung wichtig ist. Unser Artikel zeigt Euch, welche Körpertemperatur bei einem Baby normal ist und auf welche Krankheiten Fieber bei Eurem kleinen Schatz hindeuten kann.

Was überhaupt passiert im Körper bei Fieber?

Fieber kann in jedem Lebensalter eintreten und wird am häufigsten mit der Grippe oder einem grippalen Infekt verbunden. Wenn die Körpertemperatur auch im späteren Kindesalter oder bei Erwachsenen steigt, wissen viele Betroffene nicht, warum ihr Körper überhaupt so reagiert.

Der Grund ist einfach: Der Körper mobilisiert seine Abwehrkräfte. Fast immer ist ein Erreger wie ein Virus oder Bakterium eingedrungen und stellt eine akute Gefahr für den Organismus dar. Die meisten dieser Erreger können sich bei hohen Temperaturen nicht so gut vermehren. Dies nutzt das menschliche Immunsystem mit der Erfahrung der Evolution aus. Die Körpertemperatur wird bewusst erhöht, um Viren oder Bakterien zu bekämpfen und im Idealfall schnell absterben zu lassen.

Fieber ist also eigentlich etwas Gutes. Zum Problem wird Fieber, wenn die Temperatur zu hoch steigt und der gesamte Organismus hierunter leidet. Der empfindliche Körper eines Babys ist hiervon besonders betroffen, weshalb Ihr als Eltern steigende Temperaturen bei Babys und Kleinkindern sehr ernst nehmen solltet.

Eine kleine Skala: Wann liegt Fieber vor?

Die menschliche Körpertemperatur unterliegt täglichen Schwankungen. So erreicht der Körper im Regelfall wenige Stunden vor dem Aufwachen das Minimum des Tages. Genauso wissen Erwachsene und Kinder mit einem grippalen Infekt, dass sie sich in den Abendstunden besonders „heiß“ anfühlen. Es gibt also keine konstante Idealtemperatur, die zu jedem Zeitpunkt des Tages vorliegen sollte.

Im Falle von Babys und Kleinkindern hilft Euch unsere Skala, um Fieber von anderen Temperaturen des kindlichen Körpers zu unterscheiden:

1. Normaltemperatur ab 36,5 °C

Unterhalb von 36,5 °C, die in den Morgenstunden gemessen werden, liegt eine Untertemperatur vor. Ab dieser Grenze liegt die Körpertemperatur Eures Babys im Normalbereich und Ihr müsst Euch keine Sorgen machen. In den Abendstunden kann die Normaltemperatur bis an die 37,0 °C heranreichen.

2. Erhöhte Temperatur ab 37,5 °C

Ab einem Grad mehr ist von einer erhöhten Temperatur auszugehen. Hier gilt es, aufmerksam zu bleiben und dem Baby ausreichend Ruhe und Erholung zu gönnen. Auch genügend Flüssigkeit ist wichtig, um dem Immunsystem des kindlichen Körpers zusätzlich zu helfen. Messt zudem in regelmäßigen Abständen Veränderungen der Temperatur.

3. Fieber ab 38,5 °C

Liegt die Temperatur mehr als zwei Grad oberhalb der Normaltemperatur, wird von Fieber gesprochen. Dieses ist ernstzunehmen, Kinder in jedem Alter sollten hier Bettruhe erhalten. Trinken ist hier besonders wichtig, genauso wie eine geregelte Nahrungsaufnahme. Je nach weiteren Symptomen ist der Kontakt zum Kinderarzt sinnvoll.

4. Hohes Fieber ab 39,0 °C

Hohes Fieber ist auf jeden Fall etwas für den Kinderarzt. Offensichtlich kämpft das Immunsystem Eures Babys oder Kindes mit einem Erreger und ist neben viel Flüssigkeit auf eine medikamentöse Unterstützung angewiesen. Auch Hausmittel wie Wadenwickel helfen, die Temperatur von außen etwas zu kontrollieren und den Körper vor dem gefürchteten Überhitzen zu schützen.

Fieber beim Baby
Foto via AdobeStock artem_goncharov

Weitere Symptome des Kindes ernstnehmen

Wie Eltern aus Erfahrung wissen, kommt Fieber nur selten ohne weitere Symptome daher. In solchen Fällen hat ein Kleinkind vielleicht den ganzen Tag über herumgetollt und ist erhitzt, ohne dass es ihm schlecht geht. Bei einem Baby geht ein Fieber fast ausnahmslos mit weiteren Symptomen einher, unter denen Euer Sprössling ganz offensichtlich leidet. Typische Begleitsymptome sind:

– Euer Baby ist müde und unruhig.
– Das Baby hat Schnupfen und Husten.
– Die Schleimhäute sind gerötet oder entzündet.
– Das Baby erbricht sich oder hat Magen-Darm-Probleme.

In vielen Fällen liegt ein einfacher, grippaler Infekt vor. Das gute Immunsystem eines Erwachsenen wird mit diesem Angriff mühelos fertig. Bei einem Baby hat sich das Immunsystem als körpereigene Abwehr jedoch noch nicht so gut aufgebaut. Deshalb ist es wichtig, selbst eine „einfache Erkältung“ bei Babys und Kleinkindern ernstzunehmen und frühzeitig eine Hilfe vom Hausmittel bis zum Medikament anzubieten.

Besonders bei Säuglingen auf Fieber achten

Die oben genannte Staffelung der Temperaturen lässt sich für jedes Kleinkind über das gesamte Kindesalter hinweg anwenden. Selbst für Erwachsene kommt die oben genannte Skala grundsätzlich noch hin, um von einer Fiebererkrankung zu sprechen. Wenn Ihr einen frisch geborenen Säugling habt, ist eine noch größere Vorsicht geboten. Hier solltet Ihr bereits von einem echten Fieber ausgehen, wenn die Temperatur 38,0 °C zeigt.

Der Grund ist einfach: Je eher Ihr auf eine hohe Temperatur des Kindes reagiert, umso unwahrscheinlicher ist es, dass diese unbemerkt noch weiter steigt. Und da ein hohes Fieber mit schlimmen Folgen verbunden sein kann, solltet Ihr in den ersten Wochen und Monaten des Lebens besondere Vorsicht rund um Euer Baby walten lassen.

Weshalb ist hohes Fieber so gefährlich?

Oben haben wir Euch schon aufgezeigt, dass Fieber grundsätzlich nichts Schlechtes ist. Es ist eine natürliche Reaktion des Körpers, um die Ausbreitung von Viren und Bakterien zu verhindern. Aus diesem Grund ist es sogar sinnvoll, den Körper von Babys und Kleinkindern bei einer Infektion etwas erhitzen zu lassen. So lassen sich die natürlichen Abwehrkräfte des Kindes trainieren und ein Immunsystem aufbauen, von dem der Säugling sein ganzes späteres Leben profitieren wird.

Zu hohe Temperaturen sorgen jedoch für das Gegenteil: eine Schädigung des Körpers. Herrscht hohes Fieber vor und steigt sogar deutlich über 39,0 °C an, können nicht nur Erreger sprichwörtlich „verbrennen“. Auch körpereigene Zellen nehmen bei sehr hohen Temperaturen Schaden. Dies gilt übrigens auch im späteren Leben bei einem Sonnenstich, wenn Kinder und Erwachsene zu lange in der Hitze waren.

Das Nervensystem und Zellen Eures Körpers nehmen durch hohe Fiebertemperaturen Schaden. Besonders schlimm ist dies natürlich, wenn es sich um Zellen des Gehirns handelt. Da sich Kopf und Körper des Babys noch in der Entwicklung empfinden, wäre eine dauerhafte Schädigung dieser Art besonders gravierend. Tut deshalb alles dafür, um ein hohes Fieber möglichst schnell und effektiv zu bekämpfen.

Welche kindergerechten Medikamente sollte ich geben?

Die richtigen Präparate für die Behandlung Eurer Babys hängen von den weiteren Symptomen des Fiebers ab. In vielen Fällen geht das Fieber mit einem grippalen Infekt einher, weshalb auch Medikamente zur Bekämpfung von Husten und Schnupfen eingenommen werden sollten.

Um das Fieber zu senken, sind Wirkstoffe wie Ibuprofen oder Paracetamol grundsätzlich auch für Babys und Kleinkinder geeignet. Wichtig ist hier die Dosierung. Auf keinen Fall sollten nach dem Motto „viel hilft viel“ Maßstäbe für Erwachsene angelegt werden. Dies bringt eher Probleme mit sich, als dass es der Heilung des Babys vom Fieber dient.

Sinnvolle Präparate sind beispielsweise Paracetamol 75mg Supp als Kindersaft. Diese sind mit ihrer Dosierung auf den kleinen Organismus abgestimmt und helfen, das Fieber schneller unter Kontrolle zu bringen. Von der Einnahme von Medikamenten auf Basis des Wirkstoffs Acetylsalicylsäure (ASS) wird im jüngsten Alter hingegen abgeraten.

Wie kann ich dem Baby noch weiterhelfen?

Die Einnahme und Dosierung von Medikamenten solltet Ihr im Regelfall mit Eurem Kinderarzt absprechen. Bestenfalls kommt es gar nicht erst zum hohen Fieber und Ihr könnt mit einfachen Mitteln des Alltags das Fieber unter Kontrolle bekommen. Wesentlich hierzu tragen einige Tipps bei, die Euch und dem Baby so manche Fiebernacht erträglicher machen:

1. Bettruhe

Der Körper erholt sich während des Schlafes am besten. Selbst wenn Euer Kind nicht sehr müde ist, hilft es dem Körper, sich im Bett zu entspannen und auf die Bekämpfung des Erregers zu konzentrieren. Achtet deshalb auf ausreichend Bettruhe und gestaltet diese bei etwas älteren Kindern mit Lesen, Spielen und anderen Aktivitäten so abwechslungsreich wie möglich.

2. Trinken

Wie schnell der Körper austrocknet, wissen auch Erwachsene von heißen Sommertagen her bestens. Dies gilt bei einem Fieber genauso, weshalb das Baby oder Kleinkind ausreichend trinken sollte. Der Körper der Mutter wird grundsätzlich genügend Muttermilch bilden, um auch einem erhöhten Bedarf nachzukommen. Hierbei nimmt das Kind noch zusätzliche Nährstoffe auf, die bei der Bekämpfung des Erregers helfen könnten.

3. Essen

Ist das Kleinkind bereits an feste Nahrung gewöhnt, sollte bei Fieber ausreichend gegessen werden. Auch hierbei geht es um die Zufuhr von genügend Nährstoffen, die dem Körper beim Kampf gegen den Erreger helfen. Die Nahrung sollte allerdings leicht verdaulich sein, schließlich hat der Organismus gerade schon genug mit dem Kampf gegen Viren und Bakterien zu tun.

4. Wäsche

Je nach Erreger kann sich dieser in der Bettwäsche oder Kleidung des Babys festsetzen. Ein häufiger Wechsel der Kleidung, genauso wie von Handtüchern und der Bettwäsche, ist in Zeiten akuten Fiebers dringend anzuraten. Ansonsten kann es passieren, dass sich das Kind nach einer Erholung oder Gesundung erneut ansteckt.

Wie messe ich eigentlich richtig Fieber?

Bislang haben wir viel darüber geredet, wie Ihr am besten auf eine erhöhte Temperatur oder ein Fieber Eures Babys reagiert. Doch woher wisst Ihr eigentlich, welche Körpertemperatur genau bei Eurem kleinen Liebling vorherrscht? Eine präzise Messung der Temperatur ist wichtig, wobei es verschiedene Methoden und Körperzonen gibt.

Die Zeiten des klassischen Quecksilber-Thermometers sind glücklicherweise vorbei. Viele Experten raten, die Messung nicht im Mundraum durchzuführen, diese Methode ist für ältere Kinder besser geeignet. Um Fieber beim Kind richtig zu messen, kann die rektale Messung mit einem Digitalthermometer im Po erfolgen.

Lohnen Mess-Alternativen auf der Stirn oder im Ohr?

Noch bequemer und ebenfalls sehr sicher ist die Messung mit einem Stirn-Thermometer. Dieses lässt sich einfach und bequem auf die Stirn des Kindes auflegen, was die Fiebermessung für alle Beteiligten sehr angenehm macht. Thermometer dieser Art sind vergleichsweise günstig und können über die gesamte Kindheit hinweg genutzt werden.

Häufig beworben werden außerdem digitale Thermometer, die binnen einer Sekunde im Ohr des Kindes die Temperatur messen. Für eine grobe Einschätzung, ob eine normale Temperatur oder ein Fieber vorliegt, ist diese Variante ebenfalls geeignet. Allerdings können Faktoren wie Ohrenschmalz das Messergebnis beeinflussen. Das Auflegen spezieller Messstreifen auf die Stirn oder die rektale Messung sind deshalb eher anzuraten.

Eine besondere Variante – das Drei-Tage-Fieber

Nachdem wir hauptsächlich von Fieber mit einem grippalen Infekt als Ursache gesprochen haben, gehören natürlich auch klassische Kinderkrankheiten zu den Auslösern. Eine der bekanntesten ist das Drei-Tage-Fieber. Diese Fiebererkrankung verläuft im Regelfall harmlos und, wie es der Name bereits andeutet, sehr kurz.

Hervorgerufen wird das Drei-Tage-Fieber durch einen Herpesvirus. Nahezu jedes Baby oder Kleinkind erleidet in den ersten zwei bis drei Lebensjahren diese Fiebererkrankung. Oft hat Euer Kind Glück und es kommt zu einem harmlosen Verlauf. Im Idealfall bekommt sogar niemand etwas von dieser Fiebererkrankung mit. Markant für dieses Fieber sind zusätzliche, rötliche Flecken, die sich vor allem im Gesicht des Babys zeigen.

Habt Ihr einen Verdacht auf das Drei-Tage-Fieber und bleibt die Temperatur in einem überschaubaren Bereich, muss nicht zwingend der Kinderarzt besucht werden. Wie bei allen Erkrankungen gilt: Haltet Euren kleinen Schatz besonders gut im Auge und reagiert rechtzeitig, falls das Fieber erkennbar steigt.

Was gilt für Fieber bei der werdenden Mutter?

Noch bevor das Baby geboren ist, kann es bereits unter den Folgen einer Fiebererkrankung leiden. Gemeint ist ein grippaler Effekt oder eine andere Erkrankung der Mutter während der Schwangerschaft. Grundsätzlich sollten werdende Mütter darauf achten, sich von potenziellen Erregern fernzuhalten. Dies gilt speziell in den Herbst- und Wintermonaten, in denen sich Viren und Bakterien in größeren Menschenmengen und geschlossenen Räumen schneller ausbreiten.

Auch die Ernährung während der Schwangerschaft spielt eine Rolle. Wenn sich die werdende Mutter bewusst und ausgewogen ernährt, legt sie indirekt den Grundstein für die gute Entwicklung ihres Babys. Das Immunsystem baut sich zwar erst richtig nach der Geburt auf. Ein gestärkt im Mutterleib heranwachsendes Kind dürfte hier jedoch in vielen Fällen einen Vorsprung haben.

Ist ein Fieber bei der schwangeren Frau eingetreten, ist besonders auf Ruhe und Entspannung zu achten. Es lohnt sich, neben dem Hausarzt auch mit dem Frauenarzt über die Einnahme von Medikamenten zur Behandlung des Fiebers zu sprechen. So müsst Ihr Euch als werdende Mütter wenig Gedanken um die Auswirkungen auf den Fötus machen.

Unser Fazit zum Fieber bei Babys

Fieber gehört genauso wie ein grippaler Infekt zu jeder Kindheit dazu. Es besteht kein Grund zur Panik, in vielen Fällen wie beim Drei-Tage-Fieber läuft die Erkrankung glimpflich ab. Wichtig ist, dass Ihr im Verdachtsfall regelmäßig die Temperatur messt und bei einem echten Fieber den Kontakt zum Kinderarzt sucht.

Mit einer präzisen Fiebermessung und der Gabe kindgerechter Medikamente wird das Fieber Eures Babys schnell seinen Schrecken verlieren. Hierzu tragen vertraute Hausmittel wie Wadenwickel, genauso wie viel elterliche Liebe bei.

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