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Scheinschwangerschaft bei Frauen – Wie sie erkannt und behandelt wird

Nadine Scheiner
29 Dec 2021
7 min.
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Die Regelblutung bleibt aus und euch ist öfter übel? Dann scheint für viele die Antwort klar. Ihr seid schwanger. Bleiben Schwangerschaftstests aber negativ, kann auch eine Scheinschwangerschaft der Auslöser für eure Symptome sein. Aber was genau versteckt sich hinter diesem Begriff und wie wird dieser Zustand behandelt? Hier findet ihr alle wichtigen Antworten.

Scheinschwangerschaft
ruigsantos via Shutterstock

Was ist eine Scheinschwangerschaft?

Eine Scheinschwangerschaft oder Pseudogravidität zeigt sich durch das Auftreten üblicher Schwangerschaftssymptomen, ohne dass die Frau wirklich schwanger ist. Diese Störung wird oft als Beispiel dafür genutzt, welche Auswirkungen die Psyche auf den Körper haben kann. In der Fachsprache sind auch die Begriffe „Pseudocyesis“ und „Graviditas imaginata“ üblich.

Auch bei Tieren gibt es ein ähnliches Phänomen. Eine Scheinträchtigkeit kommt zum Beispiel bei Hunden, Katzen, Pferden, Rindern und Nagetieren vor. Tiermediziner sprechen auch von Lactatio falsa. Der Name deutet darauf hin, dass bei Tieren vor allem die einsetzende Milchbildung das hauptsächliche Symptom ist. Zusätzlich kommt es oft zu Verhaltensänderungen.

Es gibt auch ein gegenteiliges Phänomen. Bei einer verdrängten Schwangerschaft bemerken die Frauen ihren Zustand nicht und interpretieren alle Symptome falsch. Auch hierbei ist oft die Psyche der Auslöser. Eine verdrängte Schwangerschaft kann unter Umständen erst während der Geburt entdeckt werden.

Welche Symptome können Frauen bei einer Scheinschwangerschaft an sich bemerken?

Im Grunde ähnelt die Scheinschwangerschaft einer normalen Frühschwangerschaft. Sollte bei euch eine solche Pseudogravidität auftreten, könnt ihr zum Beispiel die folgenden Anzeichen wahrnehmen:

  • Ausbleibende Menstruation
  • Erbrechen
  • Übelkeit
  • Vergrößerung der Brüste
  • Vergrößerung des Bauches
  • Geruchsempfindlichkeit
  • Heißhunger
  • Rückenschmerzen
  • Müdigkeit

In seltenen Fällen kann tatsächlich auch eine Vergrößerung der Gebärmutter auftreten und die Milchbildung einsetzen. Allerdings verschwindet bei einer Scheinschwangerschaft die Nabelvertiefung nicht, wie sie es oft bei einer richtigen Schwangerschaft tut.

Darüber hinaus meinen einige Frauen auch, dass sie Kindsbewegungen spüren können. Hierbei handelt es sich wahrscheinlich eher um normale Darmbewegungen. Auch das Gefühl von Wehen tritt in einigen extremen Fällen auf.

Wie entsteht eine Scheinschwangerschaft?

Eine Scheinschwangerschaft kann verschiedene Ursachen haben. In vielen Fällen ist die Psyche an der Entstehung beteiligt. Aber auch ein hormonelles Ungleichgewicht kommt in Frage.

Die häufigsten psychischen Ursachen für eine Scheinschwangerschaft sind:

  • Starker Kinderwunsch (Wunschneurose)
  • Angst vor einer Schwangerschaft (Angstneurose)
  • Nicht ausreichend verarbeitete Fehlgeburt oder Totgeburt

Dass ein starker Wunsch nach Kindern oder ein erlebter Verlust zu einer Scheinschwangerschaft führen können, mag noch einleuchtend sein. Bei den Angstneurosen ist es dagegen tatsächlich die Angst vor einer Schwangerschaft, die die typischen Symptome auslöst. Das erscheint paradox, aber in allen Fällen sind die Gedanken stark mit einer möglichen Schwangerschaft beschäftigt.

Diese psychischen Gründe führen dazu, dass der Körper verstärkt Östrogen und Gestagen produziert, die zu den typischen Schwangerschaftshormonen gehören. Das erklärt die tatsächlich spürbaren Anzeichen. Eine Scheinschwangerschaft ist also nicht nur eine Einbildung und ein Überinterpretieren leichter Befindlichkeitsänderungen.

Hinter einer Scheinschwangerschaft können aber auch körperliche Ursachen stecken. Eine Zyste am Eierstock kann zum Beispiel die Monatsblutung verhindern. Da kann die Vermutung naheliegen, dass eine Schwangerschaft vorliegt.

Auch eine frühe Fehlgeburt kann zu dem Erleben einer Scheinschwangerschaft führen. In diesem Fall ist die befruchtete Eizelle schon vor oder kurz nach der Einnistung abgestorben. Bis die Schwangerschaftshormone und die körperlichen Anzeichen wieder verschwunden sind, kann es eine Weile dauern. Hier kann aber bei einem Bluttest manchmal noch ein Rest HCG entdeckt werden.

Daneben kann auch eine Fehlinterpretation anderer krankheitsbedingter Veränderungen vorliegen. Der Bauch kann zum Beispiel durch diese Krankheiten vergrößert sein:

  • Fetteinlagerungen
  • Blähungen
  • Gutartige Geschwülste

Die Fehlinterpretation verschiedener Körpervorgänge kommt besonders oft nach dem Absetzen der Pille vor. In diesem Dall sind die Frauen nicht mehr an die Veränderungen im Verlauf des natürlichen Zyklus gewöhnt und können sie daher nicht richtig einordnen.

Ein Sonderfall ist eine Behandlung mit hohen Dosen von Östrogen und Gestagen. Dadurch wird die hormonelle Lage in der Schwangerschaft vorgetäuscht. Diese Behandlung wird als Pseudograviditätskur bezeichnet und erzeugt die typischen Symptome einer Schwangerschaft. Eine Pseudograviditätskur soll das Wachstum der Gebärmutter kurzfristig anregen und soll chronische Zyklusstörungen beseitigen.

Wie wird eine Scheinschwangerschaft diagnostiziert?

Wenn eine Frau scheinschwanger ist, kann das heutzutage ganz leicht entdeckt werden. Im Ultraschall ist kein Embryo zu sehen, weder in der Gebärmutter noch im Eileiter oder im Bauchraum. Eine solche extrauterine Schwangerschaft kann für die Mutter sehr gefährlich werden, kann aber durch eine Ultraschalluntersuchung meist schnell entdeckt werden. Etwa zwei Wochen nach dem Fälligkeitstag der Periode sollte bei einer wirklich vorliegenden Schwangerschaft eine Fruchtblase bei der Untersuchung mit dem Ultraschall sichtbar sein.

Auch ein Schwangerschaftstest wird nicht positiv sein. Eure Frauenärztin oder euer Frauenarzt wird zur Sicherheit wahrscheinlich auch noch Blut abnehmen. Wenn bei den Bestimmungen der Blutwerte kein HCG entdeckt werden kann, liegt keine normale Schwangerschaft vor.

Über die Blutwerte kann die Fachperson darüber hinaus weitere Informationen bekommen, die bei der Bestimmung der Ursache helfen. Dass die Ursache gefunden wird, ist auf jeden Fall sehr wichtig. Denn die Behandlungsmöglichkeiten müssen daran angepasst werden.

Eine mögliche Scheinschwangerschaft muss unbedingt von einer vorgetäuschten Schwangerschaft unterschieden werden. In diesem Fall ist sich die Frau bewusst, dass sie nicht schwanger ist. Sie täuscht die Schwangerschaft und die Symptome nur vor.

Wie wird eine Scheinschwangerschaft behandelt?

Je nach Ursache der Scheinschwangerschaft wird euer Arzt oder eure Ärztin euch unterschiedlich behandeln. Die Möglichkeiten können in zwei Kategorien eingeteilt werden:

  • Medikamentöse Behandlung
  • Psychotherapeutische Behandlung

Wenn psychische Ursachen vorliegen, kann schon die Diagnose regulierend wirken. Je nach Ausgangslage kann sie eine Erleichterung darstellen, oder einen Schock. Wenn ihr euch über die mögliche Schwangerschaft gefreut habt, müsst ihr euch von den Gedanken an das neue Leben mit Kind erstmal verabschieden. Um die Diagnose zu verarbeiten, solltet ihr euch professionelle Hilfe suchen. Gerade wenn eine nicht verarbeitete Fehl- oder Totgeburt der Grund für die Scheinschwangerschaft ist, solltet ihr euch helfen lassen. Eine Psychologische oder psychotherapeutische Behandlung erhöht die Wahrscheinlichkeit einer normalen Schwangerschaft.

Zusätzlich wird euer Arzt oder eure Ärztin wahrscheinlich auch eure Hormonlevel über eine längere Zeit hinweg im Blick behalten. Nach und nach sollten sie sich wieder im normalen Rhythmus eures Zyklus einpendeln.

Eine Eierstockzyste kann auf zwei Arten behandelt werden. Es gibt Medikamente, die den Körper dazu anregen, die Zyste abzustoßen. Stehen die Heilungschancen auf diesem Weg nicht gut, kann eine operative Entfernung der Zyste nötig sein.

Scheinschwangerschaft Frau
Maksym Azovtsev via Shutterstock

Gibt es eine Scheinschwangerschaft auch bei Männern?

Eine Scheinschwangerschaft, so wie sie bei Frauen beschrieben wird, gibt es bei Männern nicht. Männer mit einer schwangeren Partnerin können aber unter Umständen auch Schwangerschaftssymptome erleben. Dieses Phänomen wird als Couvade-Syndrom bezeichnet. Die Ursache ist nicht abschließend geklärt. Die Männer erleben unter anderem diese Symptome:

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Kopfschmerzen
  • Zunahme des Bauchumfangs

Fazit – Eine Untersuchung ist wichtig

Weil eine Scheinschwangerschaft alleine anhand der Symptome nicht eindeutig erkannt werden kann, solltet ihr euch an euren Arzt oder eure Ärztin wenden. Eine Ultraschalluntersuchung und ein Bluttest können euch ein eindeutiges Ergebnis liefern.

FAQ - Scheinschwangerschaft bei Frauen

Ist eine Scheinschwangerschaft gefährlich?

Eine Scheinschwangerschaft ist an sich nicht gefährlich. Trotzdem sollte die Diagnose schnell gestellt werden und eine Behandlung erfolgen. Das Krankheitsbild kann das Leben der betroffenen Frauen stark beeinflussen.

Wie kann man eine Scheinschwangerschaft verhindern?

Eine Scheinschwangerschaft lässt sich leider nicht wirklich verhindern. Es kann hilfreich sein, sich mit dem Thema und mit Schwangerschaften allgemein auseinanderzusetzen.

Wie merkt man, ob man scheinschwanger ist?

Eine Scheinschwangerschaft ist relativ einfach festzustellen. In diesem Fall habt ihr zwar übliche Schwangerschaftsanzeichen wie das Ausbleiben der Regelblutung und Morgenübelkeit. Ein Schwangerschaftstest bleibt aber negativ. Es macht aber Sinn, das Krankheitsbild beim Arzt abklären zu lassen.

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