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Väter: Sollen Sie bei der Geburt dabei sein?

Nadine Scheiner
07 Jan 2022
5 min.
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Die meisten Väter wollen unbedingt bei der Geburt ihres Kindes dabei sein, andere wiederum treten diesem Ereignis mit viel Angst entgegen und fühlen sich unwohl. Die Meinungen bei diesem Thema gehen auch bei den werdenden Müttern auseinander. Natürlich gibt es viele verschiedene Argumente, welche sowohl dafür als auch dagegen sprechen, dass die werdende Mama von dem Papa im Kreißsaal begleitet wird. Welche das sind, wollen wir euch in diesem Ratgeber erzählen.

Wichtig: Am wichtigsten ist es, gemeinsam darüber zu reden. Erzählt euch, wie ihr euch fühlt und sprecht eventuelle Ängste immer offen an. Bei der Geburt kann der werdende Vater sich schnell hilflos fühlen, während einige Frauen lieber allein sind. Eine entsprechende Vorbereitung für beide ist daher auf jeden Fall ein sehr guter Anfang.

Das Wichtigste in Kürze

  • Väter können der Frau keine Schmerzen nehmen aber sie beruhigen und ihr beistehen.
  • Es ist immer wichtig, dass ihr Ängste, Bedenken und Gefühle zu dem Thema Geburt gemeinsam besprecht und auch den Ablauf einer Geburt durchgeht.
  • Das gemeinsame Besuchen eines Geburtsvorbereitungskurses kann sowohl dem Vater als auch der Mutter dabei helfen, keine Angst mehr vor der Geburt des Babys zu haben.
Glückwünsche zur Geburt für Mädchen
Kati Finell via Shutterstock

Das können Väter nicht

Der werdende Papa kann den eigentlichen Geburtsvorgang weder beschleunigen noch kann er der Mutter die Schmerzen nehmen bzw. diese lindern. Des Weiteren ist es für den Vater natürlich nicht möglich, den Hebammen und Ärzten zu helfen oder ihnen Anweisungen zu geben. Im Kreißsaal geht es vielmehr darum, dass der werdende Vater anwesend ist.

Am schwersten ist es für viele Väter, die Frau weinen und schreien zu sehen und danebenzustehen, ohne ihr den Schmerz nehmen zu können. Auch hier ist das reine Anwesend sein das Einzige, was der Vater tun kann. Allerdings ist es oft genau das, was der Frau zu dieser Zeit so gut hilft und was auch eine Beziehung stärkt.

Untersuchungen in einer deutschen Studie

Die Berliner Charité führte eine besonders spannende Umfrage durch, welche sich mit den unterschiedlichen Bedenken und Ängsten der Väter während und vor der Geburt des Kindes auseinandersetzte. Hier wurden 86 Männer gefragt und die Ergebnisse sind sehr deutlich und spannend zugleich.

  • 26 Prozent haben am meisten Angst vor der Hilflosigkeit
  • 15 Prozent haben Angst zu stören
  • 10 Prozent hatten Angst vor einer Ohnmacht

Allerdings zeigten die Untersuchungen auch, dass die Bedenken in der Regel ganz unbegründet waren, denn so fiel zum Beispiel nur ein Mann in Ohnmacht, wobei einem werdenden Vater schlecht wurde und nur ganze drei den Kreißsaal verließen.

94 Prozent der befragten Männer waren im Anschluss der festen Überzeugung, dass die eigene Anwesenheit bei der Geburt sehr hilfreich war.

Des Weiteren wurde die Frage nach den schönsten und den schlimmsten Momenten geklärt. Zu den schlimmsten Momenten gehörte das Schreien und Weinen der Partnerin oder aber Komplikationen, die während der Geburt aufgetreten sind. Die schönsten Momente waren das erste Schreien vom Baby und der darauffolgende Blick in die Augen der Mutter. Und es sind doch die schönen Momente des Lebens, welche wir nicht wieder vergessen, oder?

Bei der Geburtsvorbereitung geht es los

Väter, die ihre Partnerin in den Kreißsaal begleiten wollen, sollten auf jeden Fall auch den Geburtsvorbereitungskurs mit besuchen. Während die Frau seelisch und körperlich auf die bevorstehende Geburt vorbereitet wird, steht bei den Männern vor allem die Psyche im Fokus.  Denn je detaillierter sie wissen, was im Kreißsaal abläuft, desto besser werden Eltern auf alle Eventualitäten vorbereitet.

Dazu zählt ebenso der Umgang mit eventuell auftauchenden Ängsten, welche übrigens nicht selten sind. Gemeinsam mit der Hebamme könnt ihr Alle Fragen ansprechen und diese bereits im Vorfeld klären. Ihr könnt Bedenken äußern und somit auch Ängste schwächen. Keine Angst, viele Väter haben hier die gleichen Ängste und Bedenken. Auch für die Schwangere ist es wichtig, dass werdende Väter ehrlich sind.

Massage während Geburt
Pixel-Shot via Shutterstock

Die werdende Mutter unterstützen

Wer sich dazu entschieden hat, seine Partnerin in den Kreißsaal zu begleiten, hat unterschiedliche Möglichkeiten, die werdende Mutter während der Geburt und den Wehen zu unterstützen. Viele Frauen fühlen sich in Anwesenheit des Mannes nicht so allein, sondern sicherer, wenn eine Begleitperson dabei ist, der sie vertrauen können. Sie fühlen sich geborgen, unterstützt und sicher zugleich. Gefühle, die während einer Geburt enorm wichtig sind und nicht unterschätzt werden sollten.

Natürlich wissen Mütter auch, dass die „Arbeit“ der Geburt von ihnen kommt und dass der Mann ihnen die Schmerzen nicht nehmen kann. Aus diesem Grund ist die Erwartungshaltung der Mütter an den Vater oft wesentlich geringer als Männer zu Anfang meinen. Oft sind sie einfach froh, während der schweren Zeit nicht allein zu sein.

Ein Mann kann seine Partnerin vor allem unterstützen, indem er für sie da ist und Ruhe bewahrt. Der Mann kann dabei helfen, dass die Frau eine möglichst bequeme Position einnehmen kann und ihr bei den Wehen und den Schmerzen die Hand halten. Zusätzlich können sie unterschiedliche Massagen durchführen, welche die Schmerzen lindern und den Körper entkrampfen können. Hier werdet ihr selbstverständlich auch von einer Hebamme an die Hand genommen.

Männer können der werdenden Mutter Mut zusprechen und ihr die Atemübungen vormachen. Sie können ihr den Schweiß von der Stirn wischen und sie fest in den Arm nehmen. Was einer Frau unter der Geburt hilft, ist dabei jedoch sehr individuell. Auch hier helfen Gespräche, die ihr im Vorfeld führen könnt, wobei sowohl die werdende Mama als auch der Vater wünsche und Vorschläge äußern können.

  • Hand halten
  • Mut zusprechen
  • Massieren
  • Schweiß wegwischen
  • Atemübungen vormachen
  • Sie halten
  • Ihr eine bequeme Position ermöglichen

So geht es nach der Entbindung weiter

Bereits mit dem ersten Schrei von eurem Baby wird all die Angst und Anspannung von euch abfallen. Es ist ein Moment im Leben der neugebackenen Eltern, den ihr nie wieder vergessen werdet. Väter, die als Begleitperson bei der Geburt dabei sind, können von Anfang an eine Bindung zum Baby aufbauen und beide Elternteile können ihrem Kind Geborgenheit geben. Jetzt könnt ihr alle gemeinsam kuscheln, euch kennenlernen, riechen und Sie als Vater dürfen in den meisten Krankenhäusern die Nabelschnur durchtrennen.

Es ist eure Entscheidung

Ganz gleich, ob der Vater den Geburtsvorgang mit begleitet oder doch lieber wartet, es ist und bleibt immer eure ganz eigene und individuelle Entscheidung, für welche ihr euch niemals rechtfertigen oder schämen solltet. Die Entscheidung müsst ihr als werdende Eltern treffen. Wichtig ist es, sich gemeinsam zu besprechen und holt euch vielleicht Erfahrungen von anderen Eltern.

Macht euch bewusst, dass die Zeit, in der die Väter ihre neugeborenen Babys durch die Glasscheibe betrachteten, längst vorbei ist. Väter sollten sich bewusst machen, dass sie im Kreißsaal nicht stören. Natürlich sollten Sie sich von Anfang an darüber im Klaren sein, dass der Geburtsvorgang nicht nur schöne Seiten hat und auch unangenehme Empfindungen bereithält. Auch die Tatsache, dass Väter die Partnerin leiden sehen, ist oft nicht besonders einfach. Dennoch ist der Moment, in dem Eltern das Baby endlich im Arm halten dürften, ein Moment, den ihr nie wieder vergessen werdet.

Wie ihr euch aber schlussendlich entscheidet, liegt ganz allein bei euch!

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