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Kinderfahrzeug – Was gibt für eine Auswahl

Nadine Scheiner
20 Sep 2021
8 min.
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Kinderfahrzeug
Von goodmoments - Shutterstock

Kinderfahrzeuge im Wandel

Kinderfahrzeuge gab es schon vor einigen Generationen. Zuerst haben noch die Väter und Großväter selber die Fahrzeuge für ihre Kleinen gebaut. Die Materialien waren vorwiegend aus Holz und/oder bestanden aus Kisten, die dann mit Rädern komplettiert wurden. Selbstverständlich waren sie nicht immer altersgerecht und schon gar nicht komfortabel oder langlebig. Heute haben es unsere Kinder sehr viel besser, denn für sie steht im Fachhandel ein umfangreiches Sortiment zur Auswahl. Im Laufe der Zeit wurden die Fahrzeuge für unsere Kleinen immer mehr verbessert und erweitert. In zunehmender Weise kamen immer wieder neue Kinderfahrzeug-Ideen auf den Markt und der Sicherheit wurde mehr und mehr Rechnung getragen. Schon seit langem orientiert man sich an strengen Sicherheitsvorschriften und altersgerechten Ausführungen. Die Materialen sind widerstandsfähiger geworden und sind von langer Lebensdauer.

Kinderfahrzeuge sollen in erster Linie Spaß machen und die Motorik des Kindes fördern. Sie haben den Auftrag, Nutzen und Spiel wirksam miteinander zu vereinen. Durch den richtigen und altersgerechten Einsatz der Fahrzeuge lernen unsere Kleinen spielerisch die richtige Koordination ihrer Bewegungen und somit die Balance zu halten. Der Gleichgewichtssinn kann dadurch früher ausgeprägt werden. Heutzutage fahren schon die Zweijährigen sicher mit dem Laufrad durch die Gegend, während man noch vor zwei Generationen frühestens mit 3 oder 4 Jahren ein kleines Rad mit Stützrädern anschaffte.

Für welches Alter ist welches Kinderfahrzeug empfehlenswert?

Welche Kinderfahrzeuge gibt es?

  • Schaukelpferd
  • Bobby Car oder andere Rutschautos
  • Dreirad
  • Laufrad
  • Roller, 2- und 3-rädrig / Kinderscooter
  • Kettcar
  • Fahrrad
  • Skateboard
  • Rollerskates
  • Einrad

Ab 7/8 Monate: Das Schaukelpferd

Mit 8 Monaten können bereits 90% der Babies ohne Hilfestellung sitzen. Mit 9 Monaten beherrschen dann fast alle das freie Sitzen. Zu diesem Zeitpunkt ist es sinnvoll, dem Baby ein Schaukelpferd anzubieten. Es hat lange Tradition und lässt sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Das Schaukelpferd ist quasi das erste Spielzeug, das für die Motorik und den Gleichgewichtssinn ihres Kindes förderlich ist. Der meist genutzte Rohstoff für die Manufaktur von Schaukelpferden ist auch nach über 200 Jahren immer noch Holz. Es gibt aber mittlerweile auch neue Modelle aus Kunststoff. Manche sind dann auch mit weichen Materialien, wie Fell, Plüsch oder Stoff überzogen. Für die Sicherheit sorgen am Kopf des Schaukelpferdes zwei Griffe rechts und links zum Festhalten.

Ab 12 Monate: Das Bobby Car oder vergleichbare Rutschautos

Wie eingangs schon erwähnt, starten die ganz Kleinen mit dem Bobby Car oder einem vergleichbaren Rutschauto. Das Bobby Car ist für Kleinkinder ab ca. 1 Jahr entwickelt worden, um das Laufenlernen zu erleichtern, und ist somit das erste Auto unserer Kinder. Das Bobby Car ist in etwa 60 cm lang und 40 cm hoch und besteht aus Kunststoff. Die Bobby Cars werden auch Lauflernfahrzeuge oder Rutscherautos genannt. Die Kinder sitzen sicher in einer Sitzschale. Die Lenkung ist voll funktionsfähig und die Fortbewegung wird mit paddelartigen Bewegungen der Beine gemacht. Es gibt zahlreiches Zubehör. Für den Anfang ist eine Schubstange sinnvoll, denn sie dient der Sicherheit. Mit einer Schubstange kann man leicht das Temperament der Sprösslinge kontrollieren. Wenn auf den Griff gedrückt wird, lässt sich problemlos die Richtung bestimmen oder berichtigen. Weiteres Zubehör sind Anhänger oder z. B. Flüsterreifen. Zeitweise wurden auch Sondermodelle auf den Markt gebracht, die sich im Design an echten Autos, wie Mercedes Benz SLK oder Porsche orientieren. 17 Millionen Bobby Cars sind bis jetzt vom Band gelaufen, tragen seit 1972 zur motorischen Entwicklung unserer Kinder bei und sind nach wie vor sehr beliebt.

Ab 2-3 Jahre: Laufrad oder Kinderscooter?

Wenn Ihr Sprössling dann das Bobby Car sicher beherrscht, das Laufen gelernt hat und damit in seiner Entwicklung einen großen Schritt weiter gekommen ist, kommen Zweiräder ins Spiel. Je nachdem wieweit der motorische Entwicklungsstand des Kindes fortgeschritten ist, kann man im Alter ab 2 Jahren ein anderes Kinderfahrzeug hinzunehmen, um die Motorik und den Gleichgewichtssinn weiter voranzubringen. Dafür gibt es Laufräder und Kinderscooter/Roller. Roller und Laufräder haben eine total unterschiedliche Bauweise. Wofür sollte man sich entscheiden? Nun die Entscheidung hängt in großem Maße davon ab, wie gut die grobmotorischen Fähigkeiten sind und wie weit der Gleichgewichtssinn ausgebildet ist. Normalerweise ist für Kinder unter 3 Jahren ein Laufrad sinnvoller, da es leichter zu fahren ist und damit als sicherer einzustufen ist. Das Laufrad macht das Halten des Gleichgewichts wesentlich leichter. Auf dem Laufrad nimmt das Kind eine aufrechte Sitzposition ein, kommt mit beiden Füßen auf den Boden und hält sich am Lenker fest. Die Fortbewegung mit dem Laufrad stellt eine neue Herausforderung für das Kind dar und bedeutet eine große Umstellung. Die sitzende Position gibt dem Kind zusätzlich Sicherheit, das Gleichgewicht besser halten zu können. Durch den Sitz wird der Körperschwerpunkt auf die Mitte des Fahrzeugs gebracht. Man kann das Laufrad als Vorstufe zum Roller bzw. Kinderscooter ansehen. Beim Kauf eines Laufrades sollte man besonders auf einen gepolsterten und ergonomisch geformten Sattel achten, um für ausreichende Entspannung und Regeneration zu sorgen.

Laufräder gibt es in verschiedenen Größen und Ausstattungen. Sie sind verfügbar für Kinder ab 2 Jahre bzw. für Kinder mit einer Größe von 85 cm und einer Schrittlänge von 30 cm. Die nächste Größe ist für Kinder mit einer Körpergröße von 90 cm und einer Schrittlänge von 35 cm. Das nächst größere Laufrad ist dann für Kinder mit einer Schrittlänge von 39 cm erhältlich.

Wenn das Kind das Laufrad sicher beherrscht, kann man dann auf den Roller umsteigen. Auf dem Roller muss das Kind dann die Balance mit nur einem Bein halten und sich dabei auch noch bewegen, damit der Roller in Fahrt kommt. Erschwerend dazu kommt, dass sich das Kind mit dem Oberkörper voll auf den Lenker stützt. Dadurch passiert es leicht, dass der Lenker herumgerissen wird, wenn das Kind die Balance verliert. Die Folge davon ist dann, dass der Roller umkippt und das Kind möglicherweise hinfällt. All diese Punkte zeigen, dass der Roller mehr Anforderungen an das Kind stellt als das Laufrad. Aus diesem Grund sollte mit dem Roller gewartet werden, bis der Sprössling etwas größer geworden ist und das Laufrad sicher beherrscht.

Ab 4 bis 6 Jahre: Das Fahrrad

Sobald Ihr Kind nun diese Stufen durchlaufen hat und aus Laufrad und Roller sozusagen „rausgewachsen“ ist, kann man zum Fahrrad übergehen. Ein Fahrrad bietet nun einen erhöhten Bewegungsspielraum, Freiraum und Mobilität. Es gibt ein altersgerechtes und umfangreiches Angebot an Fahrrädern im Fachhandel. In erster Linie sollte man darauf achten, dass das Fahrrad die richtige Größe hat. Wenn der Rahmen des Fahrrads zu groß ist, hat das Kind es schwer, voranzukommen, da Kinder verhältnismäßig weniger Muskelkraft haben als erwachsene Menschen. Man sollte daher das Kind zum Kauf des Fahrrades mitnehmen, um es Probe fahren zu lassen und zu testen. Die richtige Größe des Fahrrades für das Kind kann man daran erkennen, dass das Kind mit dem Fußballen die Erde berühren kann.

Beim Fahrradfahren kommt es naturgemäß zu Stürzen. Deshalb sollte beim Kauf eines Fahrrades sofort der Fahrradhelm mitgekauft werden. Denn Sicherheit geht vor. Da das Kind nun plötzlich wesentlich mehr Bewegungsfreiraum genießen kann, sollte schon die Basis für das Verständnis des Straßenverkehrs vorhanden sein. Eine Verkehrserziehung wird in diesem Alter wichtig.

Können Stützräder helfen das Fahrradfahren zu erlernen?

Das Erlernen des Fahrradfahrens mit Stützrädern ist nicht zu empfehlen. Man sieht es zwar immer noch recht oft, dass Kinder mit Stützrädern unterwegs sind, aber es hilft nicht wirklich. Schließlich sollten Kinder alleine die Balance halten können, aber durch die Stützräder können sie es nicht lernen. Sie verlassen sich auf die Stützräder. Zudem können Stützräder das Fahrrad leicht umkippen lassen, wenn der Boden ungleichmäßig und uneben ist. Deshalb ist es besser, dem Kind die Möglichkeit zu geben, sein Gleichgewicht zu schulen, indem man ihm ein Laufrad anbietet. Erst wenn das Kind soweit ist, ohne Stützräder fahren zu können, sollte man auf das Fahrrad umsteigen. Ebenfalls ist es nicht sinnvoll, dem Kind nicht sagen, dass man das Fahrrad am Sattel oder am Gepäckträger festhält und es somit nicht umkippen kann, wenn man es nicht wirklich tut. Sollte das Kind dann plötzlich feststellen, dass Sie es gar nicht halten, könnte es durch den Schreck die Balance vollkommen verlieren und umfallen. Die Eltern-Kind-Beziehung setzt ein großes Maß an Vertrauen voraus, welches um keinen Preis in Gefahr gebracht werden sollte.

Ab 4 bis 5 Jahre: Das Kettcar

In diesem Alter wird vornehmlich für Jungen das Kettcar interessant. Aber auch Mädchen begeistern sich dafür. Es ist besonders attraktiv, weil sich die Kleinen wie die echten Rennfahrer fühlen können. Die GoKarts haben eine Gangschaltung und Bremse und können außerdem rückwärts fahren. So können die Kinder schon in frühen Jahren das Einparken lernen. Beim Kauf ist auch hier darauf zu achten, wie weit sich das Kind schon entwickelt hat. Denn die Kettcars bringen mindestens ein Gewicht von 10 kg auf die Waage. Für ältere Kinder gibt es auch noch schwerere Kettcars. Auch hier ist es schwierig, eine Altersempfehlung abzugeben. Die Eltern wissen meist am besten, welches Kettcar für ihr Kind die richtige Variante darstellt, denn manche Kinder sind ihren Altersgenossen um einige Zentimeter voraus, während andere etwas „hinterherhinken“.

Ab ca. 4 bis 5 Jahre: Die Rollerskates

Bei den Rollerskates verhält es sich mit dem Alter genauso wie beim Kettcar und eigentlich allen anderen Fortbewegungsmitteln. Es muss immer im Verhältnis zum Entwicklungsstand des Kindes gewählt werden. Auf jeden Fall sollte sich das Kind dafür begeistern. Es gibt spezielle Kurse um das Inlineskaten zu erlernen. Worauf ist nun zu achten beim Kauf der Rollerskates? Größtenteils beginnen die Inlineskates mit einer Schuhgröße von 28. Man sollte am besten größenverstellbare Schuhe kaufen, damit sich die Anschaffung lohnt. Denn Kinderfüße wachsen durchschnittlich 1 mm pro Monat. Mit größenverstellbaren Schuhen kann das Kind mit dem Schuh wachsen, ohne erneute Anschaffung in kurzer Zeit. Auf jeden Fall sollten Sie das Kind zum Kauf mitnehmen, da die Skates sehr unterschiedlich ausfallen können. Beim Anprobieren sollten keine dicken Socken getragen werden, weil der Halt sonst beeinträchtigt wird. Der Schuh muss genau passen, seitlich wie auch in der Länge. Die Ferse darf nicht nach oben rutschen, da es sonst zu Gelenkverletzungen kommen könnte. Das Material sollte atmungsaktiv sein, das Material des Stoppers (Bremsklotz) sollte nicht aus Plastik bestehen, sondern aus Gummi. Plastikstopper sind nicht besonders wirkungsvoll und gehen leichter kaputt. An einem hohen ABEC- Wert erkennt man die Qualität des Kugellagers. Je höher der Wert, desto weniger schnell verschleißt das Kugellager. Vor dem ersten Gebrauch sollte man alle Schrauben überprüfen. Die Schutzausrüstung darf auf keinen Fall fehlen. Es sind ein geeigneter Helm, Knie-, Ellenbogen- und Handgelenkschützer anzuschaffen, wobei die Knie- und Ellenbogen Protektoren mit einem Strumpfgewebe überzogen sein sollten, um einem Verrutschen bei eventuellen Stürzen vorzubeugen. Als Helm kann man den schon vorhandenen Fahrradhelm verwenden, aber es gibt auch tolle Skater-Helme im Handel.

Elektro-Kinderfahrzeuge

Es gibt noch eine andere Gruppe der Fahrzeuge für Kinder, nämlich die elektrischen betriebenen. Die Elektro Kinderautos repräsentieren eine große und beliebte Gruppe der Kinderfahrzeuge. Das resultiert wohl aus der Tatsache heraus, dass die kleinen Autofahrer die Geschwindigkeit mit dem Gas- & Bremspedal steuern können, genauso als wäre es ein echtes Auto. Einige Elektroautos haben sogar Scheinwerfer und können dann auch in der Dunkelheit gefahren werden.

Worauf sollte man beim Kauf besonders achten?

Was Sie auch kaufen, ob es nun ein Laufrad ist für das Kleinkind oder das Fahrrad für den Teenager, bitte achten Sie immer auf gute Qualität. Entscheiden Sie sich für ein hochwertiges Modell, stellen Sie sicher, dass es alle Prüfsiegel aufweist. Gute Fahrzeuge haben das TÜV-Zeichen bzw. die „GS-Plakette“. Achten Sie auf gute und langlebige Materialien. Gute Fahrzeuge für Kinder haben keine hervorstehenden Schrauben oder Kanten, an denen Verletzungsgefahr besteht. Die Pedalen sollten ein Abrutschen verhindern und eine verkleidete Kette aufweisen. Sind alle Kriterien und Anforderungen erfüllt, ist ein jahrelanger Spaß mit dem Fahrzeug gewährleistet. Sicherheit steht an erster Stelle bei allen Käufen. Bei Fahrrädern, Inlineskates, Einrädern und Skateboards sollte man stets auch die entsprechenden Helme dazu kaufen.
Erst an zweiter Stelle steht dann das Design des Fahrzeugs. Da es aber genügend verschiedene Modelle für Mädchen und Jungen gibt, bleiben auch hier wohl keine Wünsche offen. Ob es nun ein Janosch Laufrad sein soll oder ein pink-farbenes Fahrrad mit Luftballons, das Sortiment im Fahrradhandel bietet für jeden Geschmack das passende Fahrzeug.

Fazit - Kinderfahrzeuge

Kinderfahrzeuge gibt es in diversen verschiedenen Ausführungen und sind – bei der richtigen Wahl- bereits für Kleinkinder sehr gut geeignet. Neben dem Aspekt, dass Ihr Kind sehr viel Spaß mit dem jeweiligen Kinderfahrzeug erlebt, werden zusätzlich motorische Fähigkeiten geschult. Somit sind Kinderfahrzeuge unverzichtbar für eine gesunde Entwicklung jedes Kindes.

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