Hoch

Frühgeburt in der SSW 24-27 – Geburt an der Überlebensgrenze

Nadine Scheiner
10 May 2022
4 min
Mögen 0
Nicht mögen 0

Die Zeit der Schwangerschaft besteht aus vielen unterschiedlichen Meilensteinen. Ein wichtiger Punkt ist zwischen der 23. und 25 Schwangerschaftswoche (SSW) erreicht. Wenn euer Kind jetzt geboren wird, hat es die Grenze für die Lebensfähigkeit überschritten. Trotzdem ist in der Zeit zwischen SSW 24 und SSW 27 oft ein langer Aufenthalt in einem Perinatalzentrum nötig und es kann auch zu verschiedenen Folgen kommen.

Das Wichtigste in Kürze

 

  • Zwischen der 23. und 25. Schwangerschaftswoche überschreitet euer Baby die Grenze für die Lebensfähigkeit. Ab der SSW 25 sind Ärzte verpflichtet, alle möglichen medizinischen Maßnahmen zu ergreifen.
  • Extremfrühchen müssen oft noch lange nach der Geburt intensivmedizinisch behandelt werden. Viele können erst um den errechneten Geburtstermin mit Ihren Eltern nach Hause fahren.
  • Eine frühe Geburt in der SSW 24 bis 27 kann akute medizinische Probleme und verschiedene Spätfolgen mit sich bringen. Im Laufe des Lebens können viele Kinder diese Folgen aber überwinden.
Frühgeburt ind der SSW 24-27
Kristina Bessolova via Shutterstock

Warum kann es zu einer Frühgeburt in der 24. bis 27. Schwangerschaftswoche kommen?

Alle Babys, die vor der 37. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommen, werden als Frühchen bezeichnet. Sie machen etwa sieben Prozent aller Geburten aus. Dabei werden aber nur ein Prozent aller Babys vor der 32. SSW geboren. Das zeigt, dass eine sehr frühe Frühgeburt ein seltenes Ereignis ist.

Die Ursachen können nicht immer eindeutig geklärt werden. Oft sind aber diese Ereignisse der Grund für die Frühgeburt:

  • Infektionen des Urogenitaltraktes der Mutter
  • Schädigungen der Plazenta
  • Blutarmut
  • Gestosen
  • Mehrlingsschwangerschaften
  • chronischer Stress
  • Paradontitis (Zahnfleischentzündungen)
  • vorgeburtliche Schädigungen des Kindes

Auch das Rauchen in der Schwangerschaft scheint einen Einfluss auf die Anzahl der Frühgeburten zu haben. Durch die verschiedenen Rauchverbote in Europa und Nordamerika konnte der Anteil in diesen Gegenden deutlich gesenkt werden.

Es ist wichtig, dass ihr die Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig wahrnehmt und bei Beschwerden den Rat eures Arztes sucht. Dann können Infektionen und Schwangerschaftskomplikationen oft früh erkannt werden.

Welche Anzeichen kann es für eine Frühgeburt in der 24. bis 27. SSW geben?

Eine Frühgeburt kann sich mit verschiedenen Anzeichen ankündigen. In manchen Fällen können die Ärzte die Frühgeburt noch herauszögern oder verhindern, wenn ihr rechtzeitig handelt. Aus diesem Grund solltet ihr die üblichen Warnzeichen kennen:

  • vorzeitige Wehen
  • vorzeitiger Blasensprung
  • hellrote Blutungen
  • krampfartige Schmerzen

Fragt immer euren Arzt um Rat, wenn ihr solche Anzeichen an euch bemerkt. Oftmals kann die Geburt noch herausgezögert werden. In dieser Phase kann jeder Tag im Mutterleib wertvoll für die Gesundheit eures Kindes sein.

Welche Überlebenschance hat ein Baby nach einer Frühgeburt in SSW 24-27?

Eine extreme Frühgeburt in der Zeit von der SSW 24 bis zur SSW 27 kann sehr kritisch sein. Die Kinder haben durch Schwangerschaftskomplikationen oft ein geringeres Gewicht als es andere Babys haben, die sich noch im Mutterleib befinden. Darüber hinaus ist die Organentwicklung zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen.

Aus diesen Gründen brauchen Extremfrühchen eine intensivmedizinische Behandlung. Dazu zählen oft die folgenden medizinischen Maßnahmen:

  • Atemunterstützung
  • Kreislaufüberwachung
  • künstliche Ernährung
  • Warmhalten in einem Inkubator
  • strenge Hygienemaßnahmen

Wenn alle diese Maßnahmen ergriffen werden, liegt die Überlebensrate bei Frühchen in der 24. SSW bei etwa 67 Prozent. Eine Woche früher liegt sie mit 53 Prozent noch deutlich niedriger. Es gibt sogar Berichte von Extremfrühchen die bei der Geburt weniger als 500 Gramm gewogen und überlebt haben. Zum Teil konnten sie im Laufe der Zeit auch alle Beeinträchtigungen hinter sich lassen. Trotzdem sind die intensivmedizinischen Maßnahmen noch eine ärztliche Ermessensfrage.

Im Laufe der Zeit steigt die Überlebensrate stark an. Wird ein Kind in der SSW 25 geboren, liegt die Überlebensrate schon bei 82 Prozent. Zu diesem Zeitpunkt sind die Ärzte auch verpflichtet alle möglichen lebenserhaltenden Maßnahmen einzusetzen.

In der SSW 26 ist die Überlebenswahrscheinlichkeit schon auf 85 Prozent gestiegen. Jetzt nimmt zusätzlich das Risiko von langfristigen gesundheitlichen Folgen ab. Trotzdem sind eine künstliche Ernährung und intensivmedizinische Maßnahmen in der Regel notwendig.

In der SSW 27 erreichen die Frühchen oft ein Gewicht von mehr als 1.000 Gramm. Die Überlebenswahrscheinlichkeit hat sich mit etwa 95 Prozent noch einmal deutlich erhöht. Trotzdem kann aufgrund der wenig ausgebildeten Lungenfunktion noch nicht auf die Atemunterstützung verzichtet werden. Es gibt aber Medikamente, die die Lungenreifung unterstützen können.

Welche Folgen hat eine Frühgeburt in SSW 24 – 27?

Weil die Organe bei Extremfrühchen noch so unreif sind, kann es zu verschiedenen Spätfolgen kommen. Dazu gehören zum Beispiel die folgenden Probleme:

  • Sehprobleme
  • Hörprobleme
  • neurologische Probleme
  • Lernstörungen

Die meisten Extremfrühchen haben anfänglich gesundheitliche Probleme und Entwicklungsstörungen. Im späteren Leben können viele aber diese Folgen der Frühgeburt noch vollständig ausgleichen.

Neben den Spätfolgen kann eine extreme Frühgeburt auch eine Reihe von akuten Gesundheitsproblemen mit sich bringen:

  • Atemprobleme
  • verstärkte Blutungsneigung, die sich in Hirnblutungen zeigen kann
  • Ausbildung von chronischen Lungenerkrankungen
  • Bewegungsstörungen
  • eine starke Anfälligkeit für Infektionen

Diese unterschiedlichen gesundheitlichen Folgen einer Frühgeburt machen deutlich, warum eine gute medizinische Versorgung für Extremfrühchen so wichtig ist.

Kann eine Behandlung im Perinatalzentrum die Risiken einer Frühgeburt in der SSW 24-27 reduzieren?

Bei den frühen Frühgeburten zwischen der 24. und 26. SSW kann die Behandlung in einem Perinatalzentrum entscheidend für das Überleben eures Kindes sein. Diese Kliniken sind besonders spezialisiert und kennen sich besonders gut mit extremen Frühchen aus.

Aus diesem Grund können verschiedene Studien zeigen, dass sich die Überlebensrate im Vergleich zu anderen Krankenhäusern deutlich erhöht. Auch die Spätfolgen sind dort weniger gravierend. Deshalb werden Extremfrühchen in Deutschland auch fast nur in den Perinatalzentren behandelt.

Ab der 27. SSW finden sich in Studien keine Unterschiede in Bezug auf die Folgen der Frühgeburt mehr. Daher ist ab dieser Zeit auch eine Behandlung in einem normalen Krankenhaus möglich.

Wann kann ein Kind nach einer Frühgeburt in der SSW 24-27 nach Hause?

Extremfrühchen brauchen oft eine lange Versorgung in einer Neointensivstation. Die Ärzte lassen die Kinder meist erst nach Hause, wenn eine Reihe von Kriterien erfüllt ist:

  • die Nahrungsaufnahme funktioniert
  • das Kind kann die Körpertemperatur halten
  • sie nehmen gut zu
  • die Organfunktionen sind stabil

Bei einer Prognose wird oft gesagt, dass die Eltern mindestens damit rechnen sollten, dass die Kinder rechnerisch die 38. Schwangerschaftswoche erreicht haben sollten, bevor es nach Hause geht. Einige Frühchen müssen sogar über den errechneten Geburtstermin hinaus im Krankenhaus versorgt werden. Zusätzlich ist oft ein Körpergewicht von mindestens 2.500 Gramm ein Kriterium für den Heimweg.

Aber auch nach der Heimfahrt müssen viele Extremfrühchen weiter medizinisch überwacht werden. Dafür können die Ärzte zusätzliche Untersuchungen im Laufe der ersten Lebensmonate und manchmal auch Lebensjahre durchführen. Es können auch zusätzliche Impfungen nötig sein.

Oftmals könnt ihr euch unkompliziert an die Ärzte und Schwestern der Station wenden, wenn medizinische Fragen auftauchen. Auch eure Hebamme kann euch helfen. Darüber hinaus ist es oft hilfreich, wenn ihr euch Elternverbänden anschließt. Der Austausch mit anderen Betroffenen kann Hilfe und Trost sein.

Teilen:

Teilen: