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Koordinative Fähigkeiten bei Kindern fördern

Nadine Scheiner
04 Sep 2018
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Zu den grundlegenden Fähigkeiten, die im Kleinkindalter erlernt werden müssen zählen die Koordination und das Gleichgewicht. Viele Erzieher und Lehrer beklagen die Tatsache, dass Kinder sich im Sportunterricht recht ungeschickt anstellen. In der Regel wurde bei diesen Kindern die Förderung der Koordination in den frühen Lebensjahren vernachlässigt. Laut den Experten sollte bereits im Kindergartenalter mit der Schulung der koordinativen Fähigkeiten auf spielerische Weise begonnen werden.

 

Was versteht man unter Koordination?

Ursprünglich stammt der Begriff „Koordination“ aus dem Lateinischen und lässt sich mit Ordnung bzw. Zuordnung übersetzen. Im Volksmund werden Vorgänge, die ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren erfordern, als Koordination verstanden. Dies zeigt sich insbesondere bei gezielten Bewegungsabläufen wie im Sport. Hier definiert sich die Koordination aus dem Zusammenwirken verschiedener Muskeln und des zentralen Nervensystems.

Dabei muss unterschieden werden zwischen der intra- und der intermuskulären Koordination. Die intermuskuläre Koordination bezieht sich auf das Zusammenwirken von mehreren Muskeln, während die intramuskuläre Koordination sich auf das Zusammenwirken eines Muskels und seiner Nerven bezieht.

Dies klingt natürlich zunächst einmal sehr kompliziert, ist aber eigentlich ganz einfach. Eine gute Koordination bringt den Bewegungsfluss mit dem Rhythmus, dem Tempo und der Präzision der Bewegung in Einklang. Entsprechend steht die Koordination für kontrollierte Bewegungsabläufe, die bereits im Kindesalter erlernt werden sollten.

Welche koordinativen Fähigkeiten gibt es?

Zu den koordinativen Fähigkeiten zählen sportmotorische Fähigkeiten sowie auch konditionelle wie Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit und Beweglichkeit. Teilweise sind diese Fähigkeiten anlagebedingt und teilweise entwicklungsbedingt. Die konditionellen Fähigkeiten werden in der Regel erst im frühen Erwachsenenalter verbessert, während die koordinative Entwicklung bereits im Kindergartenalter gefördert werden sollte.

Leistungsstreben, Wahrnehmungsfähigkeit, Beobachtungsfähigkeit und Können beginnen sich im späten Kindesalter weiterzuentwickeln. Werden diese koordinativen Fähigkeiten nicht frühzeitig und ausreichend gefördert, so können diese später nur bedingt bzw. schwer erlernt werden. Viele Lehrer beklagen heutzutage, eine mangelnde Koordination bei den Schulkindern, so dass eine frühe Schulung forciert werden sollte.

Die Einteilung der koordinativen Fähigkeiten erfolgt in sieben Fähigkeiten, die in ihrem Zusammenspiel für das notwendige Zusammenspiel aller Sinne, des zentralen Nervensystems, der Skelettmuskulatur und des peripheren Nervensystems sorgen. Eine einzelne dieser Fähigkeiten sagt allerdings noch nichts über die ganzheitliche Leistung und Entwicklung eines Kindes aus. Alle Fähigkeiten müssen in einem Konsenz betrachtet werden, um eine Aussage treffen zu können.

So gibt es einige alltägliche Anforderungen wie das Gehen, die an den Organismus gewisse Anforderugen in Sachen Koordination fordern. Allerdings ist gerade das Gehen eine koordinative Fähigkeit, die im frühen Kindesalter erlernt wird und sich dann quasi automatisiert. Auf der anderen Seite gibt es Abläufe im Sport, die erst durch das Zusammenspiel mehrerer koordinativer Fähigkeiten erreicht werden können.

Die grundlegenden koordinativen Fähigkeiten, mit denen sich Eltern beschäftigen sollten, sind:

  • Differenzierungsfähigkeit
  • Reaktionsfähigkeit
  • Kopplungsfähigkeit
  • Orientierungsfähigkeit
  • Gleichgewichtsfähigkeit
  • Umstellungsfähigkeit
  • Rhythmusfähigkeit

Blick auf die einzelnen koordinativen Fähigkeiten

Was versteht man unter Reaktionsfähigkeit?

Die Fähigkeit auf Reize aus der Umwelt möglichst zielgerichtet und schnell zu reagieren, wird als Reaktionsfähigkeit definiert. Dem jeweiligen Reiz oder Signal folgt in der Regel ein festgelegter Bewegungsablauf oder es wird unter verschiedenen Handlungsalternativen ausgewählt. Gibt es gleich mehrere Reize oder Signale so wird die komplexe motorische Reaktion eines kognitiven Prozesses ausgelöst. Meist reagieren Kinder instinktiv auf bestimmte Reize. Die Reaktionsfähigkeit ist allerdings nur in beschränktem Maße trainierbar.

Was ist unter Umstellungsfähigkeit zu verstehen?

Die Umstellungsfähigkeit stellt die Fähigkeit sich auf eine plötzliche Veränderung der Situation einzustellen und seine Handlungen zweckmäßig anzupassen. Dabei muss sowohl mit zu erwartenden als auch mit unerwarteten Veränderungen umgegangen werden können. Der folgende Handlungs- bzw. Bewegungsablauf muss den neuen Gegebenheiten angepasst werden

. Die Umstellungsfähigkeit steht in Abhängigkeit mit der Bewegungserfahrung, der Reaktionsschnelligkeit und dem Vermögen eine veränderte Situation zu erkennen. Nur Kinder, die bereits über ein ausreichendes Bewegungsrepertoire verfügen, können zweckmäßig auf eine veränderte Situation reagieren.

Was versteht man unter Orientierungsfähigkeit?

Die Fähigkeit, die Stellung des eigenen Körpers im Raum zu bestimmen und zielgerichtet zu verändern, wird als Orientierungsfähigkeit bezeichnet. Für die Orientierung werden visuelle, akustische, taktile und kinästhetische Faktoren analysiert und in eine Reaktion umgewandelt. Abhängig ist die Orientierungsfähigkeit von bereits gemachten Erfahrungen. So finden sich Menschen beispielsweise auch bei völliger Dunkelheit in der eigenen Wohnung besser zurecht als in einer fremden Umgebung.

Was versteht man unter Differenzierungsfähigkeit?

Für die Feinabstimmung von Bewegungsabläufen ist es notwendig, dass Informationen gesammelt und verarbeitet werden. Die Differenzierungsfähigkeit nimmt bei der Sammlung von Informationen und deren Verarbeitung einen entsprechend hohen Stellenwert ein. Insbesondere die Fähigkeit, die Bewegungen von Körperteilen unbewusst zu kontrollieren und zu steuern, fällt eine bedeutende Rolle zu. Bei der Differenzierungsfähigkeit wird unterschieden zwischen der Informationsaufnahme und den Möglichkeiten der Informationsverarbeitung.

Was versteht man unter Kopplungsfähigkeit?

Einen Hauptbestandteil der koordinativen Fähigkeiten stellt die Kopplungsfähigkeit dar, welche durch die Koordination von Teilen des Körpers gekennzeichnet wird. Die Impulse können teilweise sukzessiv oder simultan koordiniert werden, um Bewegungsfluss, -rhythmus, -tempo und -präzision gewährleisten zu können. Die einzelnen Körperteile müssen räumlich, zeitlich und kräftemäßig aufeinander abgestimmt agieren. Die Kopplungsfähigkeit ist eng an biomechanische Prozesse gebunden.

Was versteht man unter Gleichgewichtsfähigkeit?

Das Gleichgewicht des menschlichen Körpers wird reflektorisch gesteuert, was dem Menschen ermöglicht, sein Gleichgewicht willkürlich zu kontrollieren. Es wird zwischen einem stabilen und einem dynamischen Gleichgewicht unterschieden. Wenn ein Körper in einer bestimmten Position, wie beispielsweise einem Handstand, verharren soll, so handelt es sich um ein stabiles Gleichgewicht. Befindet sich der Körper hingegen in Bewegung, handelt es sich um ein dynamisches Gleichgewicht.

Was versteht man unter Rhythmisierungsfähigkeit?

Einen vorgegebenen Rhythmus zu erkennen, wahrzunehmen und die eigenen Handlungen und Bewegungen diesem Rhythmus anzupassen, macht die Rhythmisierungsfähigkeit aus. Dabei kann es sich um eine Melodie, die Bewegungen einer anderen Person oder den Bewegungen eines Gegenstandes handeln. Gleichzeitig muss die eigene Bewegung an sich verändernde Bedingungen der Umwelt und des Rhythmuses stetig angepasst werden.

Übungen zur Verbesserung koordinativer Fähigkeiten bei Kindern

Häufig finden für Kinder in den Schulen Übungen zur Schulung koordinativer Fähigkeiten statt. Insbesondere im Sportunterricht wird mit Spielen wie Kettenfangen, Bänderfangen und Schattenlauf die Reaktionsfähigkeit von Kindern gefördert. Doch solche Spiele lassen sich natürlich auch im privaten Umfeld gut einsetzen, um die Koordination des Kindes zu verbessern.

Schattenlauf

Insbesondere beim Schattenlauf, bei dem ein Kind vorweg läuft und ein zweites Kind versucht alle Bewegungen nachzuahmen, wird die Reaktionsfähigkeit gefordert. Der Verfolger muss genauestens beobachten, was der Vordermann macht und entsprechend blitzschnell reagieren, um die Bewegungen nachzuahmen.

Autoreifenlauf

Eine gute Übung, um dem Kind bestimmte Bewegungsrhythmen näher zu bringen, stellt der Lauf durch Autoreifen, Ringe auf dem Boden oder Obstkisten dar. Die Gegenstände werden so auf dem Boden platziert, dass mit zunehmender Länge der Strecke unterschiedliche Abstände entstehen. Mal nähern sich die Reifen an, mal sind sie weiter voneinander entfernt. Beim Lauf ergibt sich so automatisch die Situation, dass das Kind seinen Laufrhythmus ändern muss.

Dartspiel oder Dosenwerfen

Für die „kinästhetische Differenzierungsfähigkeit“ stellen das Werfen auf kleine Ziele wie Dosen oder das Werfen auf eine Dartscheibe gute Übungen dar. Hierbei sind genaues Zielen und die Abstimmung der Bewegungsabläufe auf den Wurf ausschlaggebend.

Rolle vorwärts und rückwärts

Die altbekannte sportliche Übung der Körperrolle ist eine gute Schulung für die Orientierungsfähigkeit. Da der Körper kurzzeitig über den Kopf bewegt wird, ist das Kind kurzzeitig auch nicht perfekt orientiert. Aus der Bewegung heraus, muss sich das Kind daher schnell wieder neu orientieren und lernt so sich auf die veränderte Situation einzustellen.

Fazit

Die koordinativen Fähigkeiten von Kindern lassen sich spielerisch verbessern. In vielen alltäglichen Situationen erfährt das Kind von ganz allein, welche Aktionen und Reaktionen notwendig sind um automatisch auf ein Ereignis zu reagieren. Es sind nur wenige spielerische Übungen notwendig, um das Kind bei seiner Entwicklung zu unterstützen. Diese können die Eltern jederzeit einsetzen, um die Koordination des Kindes verbessern zu helfen.

 

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