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Spielzeugpistole – Erlauben oder Verbieten ?

Nadine Scheiner
01 Sep 2021
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Spielzeugpistole
Von Maria Uspenskaya - Shutterstock
  • Wenn es nicht gerade Wasserpistolen sind, sollten Spielzeugpistolen nicht von Kleinkindern benutzt werden.
  • Gesetzliche Regelungen sind bei Anscheinswaffen zu bedenken. Allgemein sind Spielzeugwaffen für Kinder erst einmal unbedenklich.
  • Es gibt viele Typen von Spielzeugpistolen. Am schönsten ist es, wenn die Kinder sie sich einfach denken oder mit einfachen Mitteln selber basteln.

Spielzeugwaffen – Ja oder No Go?

Recherchiert man über Spielzeugpistolen, stößt man bei seiner Suche zu allererst auf die Frage Sind Spielzeugwaffen okay oder nicht? Pauschal kann man sagen, ja. Oft fürchten Eltern hierbei, ihre Kinder würden nicht zwischen Spiel und Realität unterscheiden können. Dies jedoch ist ein Vorwurf, der vollkommen unbegründet ist.

An nachfolgender Stelle sollen grundlegende Aspekte zum Rollenspiel von Kindern aufgetan werden, welche ferner für das Nachspielen kriegerischer Auseinandersetzungen und damit auch das Spiel mit Waffen gelten:

Ab einem Alter von drei Jahren etwa beginnen Kinder sich mittels Rollenspielen mit der Außenwelt auseinanderzusetzen. Auf der einen Seite empfinden sie nach, was sie beschäftigt. Das können Situationen und Erlebtes aus dem Alltag sein oder verschiedene Rollen, durch deren Augen die Welt auf neue Weise gesehen wird.

Hierbei fällt auf, dass Mädchen sich viel weniger für das Spielen mit Waffen interessieren, als Jungen. In heutiger Zeit verschwimmen jedoch die konventionellen Grenzen der Geschlechterrollen immer mehr und so gibt es sicherlich doch das ein oder andere Mädchen, das viel lieber eine kriegerische Amazone oder Schildmaid sein möchte, als die Squaw eines Häuptlings oder eine Prinzessin.

Beim gemeinsamen Spielen werden daneben vor allem soziale Kompetenzen, das heißt einordnen in eine Gruppe oder das Einbringen eigener Ideen und Vorschläge, gelernt. Außerdem muss der Handlungsverlauf geklärt, Regeln eingehalten werden. Ebenso muss auf Schwächere Rücksicht genommen und die Fairness beachtet werden.

Auf der anderen Seite werden im Spiel manchmal Konflikte nachempfunden, in welchen das Kind innerlich steckt, sowie Ängste verarbeitet. Dazu zählen etwa innere Konflikte, die durch maßgeregeltes Fehlverhalten, wie etwa die Verwendung böser Wörter oder in der Folge eines Geschwisterstreits, verursacht worden sind. Aber auch wenn die Eltern zu streng sind, stellte dies einen Konflikt dar, der im Spiel mit Anderen oder mit Spielzeug behandelt wird.

Zudem stecken viele Kinder irgendwann einmal in der Phase, in der sie Angst vor Monstern haben. Gerade das Spiel mit Waffen, die ja ein Ausdruck von Stärke und Macht sind, hilft hier den Drachen zu besiegen. Genauso können andere Ängste beherrscht werden. Neuen Mut gewinnt man natürlich nicht nur über die Anwendung von Waffen. Genauso kann nachgespielt werden, wie es z.B. ist selber das Monster zu sein, vor dem man Angst hat. Am Ende mag sich herausstellen, dass das Monster mehr Angst vor dem Kind hat und sich deswegen unter dem Bett versteckt, als umgekehrt.

Spielt ein Kind gern mit Waffen, hierzu zählen nicht nur Pistolen, ist das noch lange kein Zeichen dafür, dass etwas im seinem Leben schiefgelaufen ist. Meistens werden es eher Rollen sein, die die Kleinen aus Filmen oder Büchern, Computerspielen und dem Internet haben, die nachgespielt werden. Sicherlich haben die meisten es schon einmal erlebt, dass Kinder in ihre Lieblingsfiguren vertieft sind und diese nachspielen. Auch wenn diese nicht immer Waffen gebrauchen. Jedoch sind letztere genauso ein möglicher Bestandteil eines Spiels, wie andere Spielsachen auch. Daher sollten Eltern nicht zu sehr darauf fixiert sein, alles das indirekt Gewalt beinhalten könnte ihren Kindern zu verbieten. Vor allem wird erst recht für die Kleinen interessant, was Eltern explizit verbieten.

Der Umgang mit Spielzeugwaffen bedeutet nicht zwangsläufig, dass Kinder den Drang haben, andere zu verletzen. Wer denkt bei einer Schneeballschlacht schon an Waffen oder gar Krieg. Obwohl Schneebälle hier strenggenommen Waffen bzw. verschossene Munition darstellen.

In den seltensten Fällen steigert sich der Waffenfanatismus derart, dass wirklich etwas nicht stimmen kann. Das würde sich jedoch deutlicher artikulieren, als im freien Spiel. Oft genug ist das direkte Umfeld nicht ganz unschuldig daran, wenn Kinder aggressiv sind. Und manchmal liegt es an Schulkameraden, manchmal an falschen Freunden. Dann sollte aber ohnehin, psychologische wie pädagogische Hilfestellung mit eingebunden werden.

Wie geeignet sind Spielzeugpistolen für meinen Nachwuchs?

Wenn es sich nicht gerade um Wasserpistolen handelt, die bereits kleine Kinder benutzen können, wartet man besser, bis Kinder anfangen, sich in andere Rollen hineinzuversetzen. Die Phase, in der Rollenspiele angesagt sind, reicht vom Alter von 3 bis hin zum 6. Lebensjahr und darüber hinaus.

In welcher Weise Spielzeugpistolen zu Gewalt verleiten könnten bzw. ob sie dies tun, wurde bereits eingängig im vorigen Abschnitt behandelt. Computerspiele wie Ego-Shooter sind, wenn überhaupt, nur ab 12 oder 16 Jahren erhältlich.

Diese Spielzeugpistolen gibt es

Die schnellste und einfachste Art Spielzeugpistolen zu verwenden, ist das Spreizen von Zeigefinger und Daumen, bei gleichzeitigem Ballen der übrigen Hand. Stöcke, Pappröhren, Stifte, Lebensmittel und andere Dinge lassen sich umdeuten. Im weiteren Sinne ist bei einer Schneeballschlacht die ganze Hand, wenn keine Pistole, dann doch eine Kanone oder eine Art Schleuder.

Weder müssen Spielzeugpistolen grundsätzlich wie solche aussehen, noch mangelt es Kindern an der nötigen Phantasie, um alle möglichen Dinge dahingehend umzudeuten. Möchte man ihnen keine kaufen, darf man daher nicht überrascht sein, wenn sie auf diese Weise trotzdem Schusswaffen einsetzen.

Natürlich besteht zum Kauf kein Zwang. Wenngleich ein Cowboykostüm ohne Peacemaker, dem beliebtesten Colt im Wilden Westen, nur ein halbes Cowboykostüm ist. Dennoch gibt es einige Arten von Spielzeugpistolen, die zum Spielen erhältlich sind.

Wasserpistolen

Sie bieten, wenn es heiß ist, hervorragende Erfrischung und gleichzeitig ein hohes Maß an Spielspaß. Technisch ähneln sie zwar echten Pistolen, sind von diesen optisch aber klar zu trennen. Sie können in allen möglichen Ausführungen erworben werden. Die Größe ist dabei ebenfalls sehr unterschiedlich. Einige Wasserpistolen sehen wie Delfine, Haie und andere Fische, Nilpferde und andere wassernahe Tiere aus.

Während viele eher eine Größe erreichen, dass sie fast als Gewehr durchgehen, gibt es auf der anderen Seite kleine, kompakte Pistolen. Entsprechend unterschiedlich ist das Füllvolumen der Magazine.

Bei Wasserpistolen steht das Nassmachen im Vordergrund. Wasserbomben, mit Wasser gefüllte Eimer oder der Gartenschlauch gehören zu den erweiterten Spielmitteln, mit denen Wasserpistolen oft gebraucht werden.

Pistolenimitate

Am geläufigsten werden den meisten Spielzeugpistolen mit Zündplättchen sein. Zündblättchen gibt es in Bandform oder als Plastikringe. Sie werden in Pistolen eingelegt, welche wie echte aussehen oder ihnen optisch sehr nahe kommen. Bei Betätigung des Abzugs wird so ein Knall erzeugt, Rauch entwickelt sich. Der Mechanismus ist der einer Perkussionswaffe. Die Munition gibt es in unterschiedlich großem Umfang.

Wie gesagt, sehen diese Pistolen aus wie echte. Teuer sind sie nicht. In der Regel bestehen sie aus Plastik. Bei solchen Pistolen erklärt man den Kindern am besten deutlich, was geht und was nicht. Schließlich kann man auf die Entfernung nicht unbedingt einschätzen, ob diese Waffen echt sind. So sollte man nicht auf unbeteiligte Personen zielen, die nicht in das Spiel involviert sind. Für manche Eltern mag es weiterhin unangenehm sein, wenn der Nachwuchs auf sie zielt.

Man bedenke, Kinder besitzen ein unglaubliches Maß an Phantasie und Erfindungsreichtum. Ein zusätzlicher Grund, sich den Kauf einer solchen Pistole gründlich zu überlegen. Obwohl sie zu manchen Kostümen auch einfach dazugehören. Ähnliche Imitate gibt es mit Plastikpfeilmunition, Erbsen oder als Softairs.

Alle zusammen gelten gesetzlich als sogenannte Anscheinswaffen und dürfen nicht öffentlich getragen werden. Verstöße werden teuer geahndet. In manchen Ländern sind Anscheinswaffen in Herstellung, Verkauf und Besitz vollständig verboten. In der Vergangenheit kam es immer wieder zu Verwechslungen mit echten Waffen. Im Polizeieinsatz kann das fatal enden. In Deutschland dürfen sie daher nur auf dem privaten Grundstück benutzt werden.

Softairs

Softairs sind eher für Jugendliche geeignet. Trotzdem sind es im erweiterten Sinn Spielzeugpistolen.
Softair-Pistolen verschießen mittels Druckluft Plastikkügelchen als Munition. Wie andere Anscheinswaffen, dürfen Softairs nur auf privatem Grund verwendet werden. Softairs sind ab 14 Jahren erhältlich. Nebenher seien hier Paintballwaffen erwähnt, diese sind nicht an Kinder und Jugendliche verkäuflich.

Ego-Shooter

Im weiteren Sinne kann man in einem Ratgeber, in dem es um Spielzeugwaffen geht, auf Computerspiele und entsprechende Spieleapps mit eingehen. Dies sei hiermit getan. Jeder kennt die berühmt-berüchtigten Ego-Shooter, denen im Kontext mit Amokläufen eine erhöhtes Gewaltpotenzial angekreidet wird. Erwiesen ist das jedoch nicht. Dennoch landen sie, wie auch immer wieder einzelne Musiker, als möglicher Einfluss von Amokschützen mit in den Schlagzeilen.

Der Autor dieses Artikels vermag es nicht einzuschätzen, wie viel Wahrheit und wie viel Mythos in solchen Annahmen stecken. Möchte doch mancher gestresste Jugendliche nach einem anstrengenden Schultag einfach nur ein wenig Dampf ablassen. Prinzipiell ist das wie beim nachmittäglichen Fußballspielen, man möchte sich austoben. Natürlich ist das gesünder, wenn Kinder und Teenager das draußen tun. Doch kann es für ein psychisch vorbelastetes Kind, das eine geringe Gewalttoleranz besitzt, die nicht immer von außen bemerkt wird, schon ein Genuss darstellen, andere virtuell zu verletzen und zu töten. An dieser Stelle sei wiederholt festgestellt, dass solche Vorkommnisse eher Ausnahme als Regel sind.

Kauft man seinem Kind ein Computerspiel oder lässt es sich eine App auf sein Smartphone laden, beachtet man idealerweise die Altersangaben. Es gibt kaum Ballerspiele die unter 12 Jahren spielbar sind. Viele sogar erst ab 16 Jahren. Obwohl es nicht selten vorkommt, dass solche gesetzlichen Vorgaben von Kind und Eltern unbeachtet bleiben. Ob ein Spiel ab 12 oder 16 Jahren gespielt werden darf, ist abhängig von den Details des Gemetzels, nicht von diesem selbst. Je mehr Blut und Eingeweide, desto eher ist ein Spiel ab 16 oder gar erst ab 18 Jahren freigegeben.

Fazit - Spielzeugpistolen

Spielen mit Waffen ist Teil der Kindesentwicklung. Werden einerseits normalerweise Filmhelden und Situationen nachgespielt, so werden auf der anderen Seite auch Alltagsmomente und Erfahrungen im Spiel verarbeitet. Überhaupt werden Rollen erprobt. Gruppenverhalten wird gelernt und wie man Konflikte innerhalb der Gruppe lösen kann. Auch wie man sich an Regeln hält, sind einer der Vorzüge im gemeinschaftlichen Spiel. Natürlich gibt es zusätzlich Friedensspiele, welche nach gesellschaftlichem Diskurs in den 70er Jahren eingeführt wurden. Dennoch gehört der Umgang mit Macht ferner zu den Dingen, mit denen ein Mensch ein Leben lang konfrontiert wird. Umso besser, wenn derlei Dinge und ihre Grenzen spielerisch erlernt werden. Man bedenke, dass Spielen bedeutet, für das reale Leben zu lernen. Auf der anderen Seite können Kinder mit Spielzeugpistolen auch Ängste überwinden.

Die einfachsten Waffen für das Spiel sind Finger, Bananen, Gurken, Stöcke, Schneebälle, Matsch und mehr. Bei käuflichen Varianten muss man die gesetzlichen Regelungen berücksichtigen. Anscheinswaffen dürfen im öffentlichen Raum nicht gebraucht werden. Bis zu 10.000 Euro Strafe werden fällig, wenn man dagegen verstößt. Eltern haften auch hier für ihre Kinder. Schnell können solche Waffen, zu denen auch Pistolen mir Munitionsblättchen gehören, mit echten verwechselt werden. Da ist es für alle Beteiligten gut, wenn das Spiel in geschlossener Gesellschaft oder in der Hofeinfahrt stattfindet. Computerspiele sind eine virtuelle Möglichkeit mit Waffen zu spielen. Man beachte die Altersbeschränkungen.

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