Viele junge Mütter sind überrascht, wenn die überschüssigen Pfunde nicht so schnell verschwinden wie erhofft. Prominente Mütter, die scheinbar mühelos innerhalb weniger Wochen wieder ihre Bikini-Figur präsentieren, setzen viele Frauen unter Druck. Tatsächlich fühlt sich fast die Hälfte der befragten Schwangeren und jungen Mütter nach der Geburt unter sozialem Druck, möglichst schnell wieder abzunehmen. Etwa 80 Prozent der Frauen geben sogar Prominenten die Schuld, die scheinbar sehr leicht wieder abnehmen.
Die Wahrheit ist jedoch: Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass nur 20% der Frauen innerhalb der ersten drei Monate nach der Geburt zu ihrem Gewicht vor der Schwangerschaft zurückkehren. Bei rund einem Viertel der Frauen sind auch ein Jahr nach der Geburt noch zusätzliche Schwangerschaftskilos vorhanden. Aber warum ist abnehmen nach der Schwangerschaft eigentlich so schwierig?
Zeitmangel und neue Prioritäten
Mit der Geburt eines Babys verändert sich das komplette Leben. Das Neugeborene benötigt Nahrung, Zuwendung und beansprucht nicht selten die komplette Zeit und Aufmerksamkeit. In dieser Phase bleibt kaum Zeit für ausgedehnte Sporteinheiten.
Ebenso fehlt vielen frisch gebackenen Müttern schlichtweg die Zeit, um gesund zu kochen. Selbst wenn einmal ein paar Minuten zum Zubereiten gesunder Speisen zur Verfügung stehen, sind viele Mütter oft so erschöpft, dass sie sich lieber eine Auszeit gönnen. Der neue Alltag erfordert eine komplette Neuorientierung, denn der Fokus liegt jetzt verständlicherweise auf dem Baby.
Der Mutterschafts-Alltag gestaltet sich als regelrechter Vollzeitjob. Zwischen Brotdosen packen, Arbeiten gehen, Abendessen vorbereiten, Kinder abholen und Wäsche waschen bleibt wenig Zeit für Entspannung oder Sporteinheiten. Diese Umstellung verlangt professionelles Zeitmanagement von den Eltern, was besonders in den ersten Monaten eine große Herausforderung darstellt.
Schlafmangel und Stress
Schlafmangel zählt zu den häufigsten Gründen, warum Frauen nach der Geburt nicht abnehmen. Der Schlafrhythmus von Müttern verträgt sich oft nicht besonders gut mit dem des Babys – ein Problem, das viele kennen. Studien haben gezeigt, dass insbesondere Frauen zunehmen, wenn sie zu wenig schlafen.
Eine durchschnittliche Schlafdauer von weniger als fünf Stunden pro Nacht wurde in Untersuchungen sogar mit einer Gewichtszunahme in Verbindung gebracht. Ständiger Schlafentzug bedeutet nämlich Stress für den Körper und hat direkten Einfluss auf die Stoffwechsellage sowie auf die Hormone, die den Appetit beeinflussen.
Schlafmangel führt nachweislich dazu, dass mehr Hunger- und weniger Sättigungshormone ausgeschüttet werden. Bereits nach einer durchwachten Nacht kam es in einer randomisierten Studie dazu, dass der Körper vermehrt Fett speicherte und Muskelproteine abbaute. Die Wissenschaftler stellten fest, dass Schlafmangel die DNA-Methylierung verändert, was Gene an- oder ausschaltet. Überraschenderweise zeigte sich, dass schon fünf Nächte mit nur vier Stunden Schlaf zur Gewichtszunahme führen können.
Außerdem behindert Schlafmangel den Diäterfolg. In einer Studie verloren übergewichtige Probanden deutlich weniger an Gewicht, wenn die Schlafzeiten von achteinhalb auf fünfeinhalb Stunden verkürzt wurden.
Veränderter Stoffwechsel nach Schwangerschaft
Nach der Schwangerschaft verändert sich der Stoffwechsel grundlegend. Die hormonellen Anpassungen während der Schwangerschaft können den Stoffwechsel verlangsamen. Für viele Frauen dauert es 3-6 Monate, bis sich der Stoffwechsel nach der Entbindung wieder normalisiert.
Interessant ist, dass die Schilddrüse nach einer Geburt manchmal aus dem Gleichgewicht gerät. Bis zu einem Jahr nach der Geburt kann es zu einer Schilddrüsenfunktionsstörung kommen, die als Postpartal-Thyreoiditis bezeichnet wird. Diese bleibt oft unentdeckt, da typische Symptome wie Müdigkeit und Antriebslosigkeit den normalen hormonellen Veränderungen nach der Geburt zugeschrieben werden.
Auch das Stillen beeinflusst den Stoffwechsel komplex. Zwar verbrennt das Stillen zusätzlich 500-600 Kalorien täglich, allerdings zeigt die Studienlage gemischte Ergebnisse: Es gibt keine eindeutigen Hinweise darauf, dass das Stillen den Gewichtsverlust nach der Geburt positiv beeinflusst. Bei manchen Frauen entsteht beim Stillen sogar Heißhunger, der bei übermäßiger Kalorienzufuhr trotz Stillen zu einer Gewichtszunahme führen kann.
Wir möchten betonen: Setzt euch nicht unter Druck! Die Regel, dass der Körper ungefähr die Dauer der Schwangerschaft zur Erholung und Regeneration benötigt, hat nach wie vor ihre Gültigkeit. Die letzten ein, zwei Kilos können jedoch besonders hartnäckig sein.