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Schwangerschaftscholestase – Symptome und Behandlung

Nadine Scheiner
07 Feb 2022
4 min
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Wenn sich der Bauch in der Schwangerschaft dehnt, kann es schonmal zu starkem Juckreiz kommen. In den meisten Fällen ist das komplett harmlos und lässt sich durch regelmäßiges Eincremen gut in den Griff bekommen. In einigen Fällen kann ein Juckreiz aber auch ein Symptom für eine Schwangerschaftscholestase sein. Der Juckreiz tritt in diesem Fall vor allem an Händen und Füßen auf. Diese Erkrankung solltet ihr ernst nehmen und einen Arzt aufsuchen.

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bbernard via shutterstock

Was ist eine Schwangerschaftscholestase?

Der Begriff Intrahepatische Schwangerschaftscholestase steht für eine schwangerschaftsspezifische Lebererkrankung der Spätschwangerschaft. Dabei stauen sich in dem Organ die Gallensäure und andere Gallenbestandteile. Das beeinträchtigt die Leberfunktion.

Bei einer Cholestase kommen die Stoffwechselabbauprodukte in den Blutkreislauf. Sie werden im Normalfall mit der Gallenflüssigkeit in den Darm transportiert. Das kann auch die Blutgerinnung beeinträchtigen.

Es gibt auch intrahepatische Cholestasen, die außerhalb der Schwangerschaft auftreten können. Der Grund für den Stau der Gallenflüssigkeit befindet sich innerhalb der Leber. Sie kann zum Beispiel als Folge verschiedener Krankheiten auftreten:

 

  • Virushepatitis
  • Hepatozelluläres Karzinom
  • Leberzirrhose
  • Primär biliäre Zirrhose

 

Darüber hinaus gibt es auch extrahepatische Cholestasen Dabei ist der Abfluss der Gallensäuren zum Beispiel durch einen Gallenstein behindert. Extrahepatisch bedeutet, dass der Grund außerhalb der Leber liegt. Neben den Gallensteinen können auch andere mechanische Ursachen für den Gallenstau auftreten:

 

  • Tumore
  • Gallengangszysten
  • Parasiten
  • Gallengangstenosen
  • Gallengangstrikturen

 

Bei 1.000 Schwangeren tritt die Erkrankung etwa ein bis zweimal auf. Das sind etwa 0,4 bis 1 Prozent der Schwangerschaften. Sie ist daher eher selten. Eine Cholestase tritt vor allem im letzten Schwangerschaftsdrittel auf.

 

Welche Symptome treten bei einer Schwangerschaftscholestase auf?

Eine Schwangerschaftscholestase hat einige sehr charakteristische Symptome. Die wichtigsten Anzeichen sind:

 

  • Juckreiz
  • Gelbsucht
  • Müdigkeit
  • Erbrechen
  • Übelkeit
  • Appetitverlust

 

Der Juckreiz, der im Laufe einer Cholestase auftritt, lokalisiert sich oft vor allem an den Handflächen und den Fußsohlen. Aber er verteilt sich oft auch über den Unterleib und dann den gesamten Körper.

Dabei kommt es nur selten zu einem begleitenden Ausschlag. Erst wenn ihr euch viel kratzt oder an den Hautstellen scheuert, werden die Veränderungen sichtbar. Dann treten Kratzspuren und gerötete Knötchen auf. Charakteristisch ist, dass das juckende Gefühl erst im letzten Schwangerschaftsdrittel anfängt.

Ein solcher Juckreiz tritt oft vor allem in der Nacht auf. Die Wärme im Bett verstärkt die Empfindung und es gibt wenig äußere Reize, die eine Ablenkung darstellen können. Aus diesem Grund wird euch ein Juckreiz in der Nacht unter Umständen wachhalten. Der fehlende oder unruhige Schlaf führt oft zu Ermüdung und Erschöpfung am Tag.

Im Laufe der Erkrankung kann auch eine Gelbsucht auftreten. Diese ist aber seltener. Die Haut verfärbt sich dann gelblich. Das wird auch als Ikterus bezeichnet. Darüber hinaus kann es sein, dass ihr Verfärbungen des Urins und des Stuhls wahrnehmt. Der Stuhlgang wird dann heller und der Urin dunkler. Auch eine Gelbfärbung des Augenweiß kann im Extremfall auftreten. Wenn sich eine Gelbsucht entwickelt, kommt es oft auch zu Übelkeit und Erbrechen.

Damit euer Arzt die Diagnose sicherstellen kann, wird er eine Blutuntersuchung durchführen. Dabei werden die Blutwerte der Gallensäuren bestimmt. Dabei grenzt er die Cholestase gegen diese anderen Erkrankungen ab:

 

  • HELLP-Syndrom
  • Präeklampsie
  • Eklampsie
  • Schwangerschaftsfettleber
  • Gallensteine

Welche Ursachen hat eine Schwangerschaftscholestase?

Die genauen Ursachen der Cholestase sind noch nicht komplett geklärt. Ärzte gehen davon aus, dass sie zumindest zum Teil erblich bedingt ist. Dazu kommen die hormonellen Veränderungen, die eine Schwangerschaft mit sich bringt.

Die aktuell gültige Erklärung besagt, dass ein Transportprotein eine genetisch bedingte Funktionsminderung aufweist. Dieses Protein ist für die Ausscheidung der Gallensäuren durch die Leberzellen verantwortlich.

In der Schwangerschaft beeinflussen die Hormone den Abtransport der Galle noch zusätzlich. Verantwortlich sind vor allem Östrogene und Gestagene, die in den letzten Monaten der Schwangerschaft noch einmal deutlich ansteigen. Aus diesem Grund tritt die Schwangerschaftscholestase auch vor allem im letzten Drittel der Schwangerschaft auf.

Welche Folgen kann eine Schwangerschaftscholestase haben?

Für die Mutter ist eine Cholestase in der Regel nicht gefährlich. Die Gallensäuren können aber in den Blutkrauslauf eures Kindes übertreten. Dann kann das ungeborene Baby Folgen davontragen. In einigen Fällen kommt es zu einer Frühgeburt oder sogar einer Totgeburt.

Postpartal, also nach der Geburt, besteht für die Mutter ein größeres Risiko von starken Nachblutungen. Das liegt daran, dass die Erkrankung zu einem Vitamin-K-Mangel führt.

Bei einer weiteren Schwangerschaft kommt es häufig zu einem erneuten Auftreten der Cholestase. Etwa 70 Prozent der betroffenen Frauen erleben eine Wiederholung der Erkrankung.

 

Wie wird eine Schwangerschaftscholestase behandelt?

Euer Arzt oder eure Ärztin wird euch beim Auftreten einer Schwangerschaftscholestase in jedem Fall engmaschiger überwachen. Auch euer Kind sollte häufiger untersucht werden. Dazu werden wahrscheinlich weitere Ultraschalluntersuchungen und die Überwachung des Herzschlags (Cardiotokogramm, CTG) durchgeführt.

Die Behandlung umfasst vor allem eine Linderung der akuten Symptome. Hierfür bieten sich vor allem rückfettende Cremes, Salben oder Lotionen an. Produkte mit dem Wirkstoff Polidocanol haben sich als wirksam erwiesen.

Medikamente mit dem Wirkstoff Ursodeoxycholsäure (auch Ursodesoxycholsäure, abgekürzt UDCA) können den Spiegel der Gallensäuren im Blut regulieren und damit euer Baby schützen. Der Wirkstoff Ursodeoxycholsäure besitzt aktuell aber noch keine Zulassung für diese Indikation. Bei einer Behandlung sollte euer Arzt regelmäßig die Laborwerte der Gallensäuren und Leberwerte überprüfen.

Darüber hinaus werdet ihr wahrscheinlich auch Vitamin-K-Präparate erhalten. Sie können die Blutgerinnung bei der Geburt und im Wochenbett verbessern.

In einigen Fällen muss die Geburt früher eingeleitet werden, um das Geschehen in den Griff zu bekommen und das Kind zu schützen. Nach der Entbindung regulieren sich die Werte in den meisten Fällen sehr schnell wieder. Es kann sein, dass ihr danach eure Verhütungsmethoden auf Varianten ohne Hormone umstellen müsst. Eine hormonelle Verhütung kann eine erneute Cholestase auslösen.

FAQ

Wie gefährlich ist eine Schwangerschaftscholestase?

Eine Cholestase ist für die Mutter normalerweise nicht gefährlich. Für das Kind kann es aber extreme Auswirkungen haben. Die Gallensäure kann aus eurem Blutkreislauf in den eures Babys gelangen. Das kann vorzeitige Wehen oder den Tod zur Folge haben.

 

Ab wann ist eine Schwangerschaftscholestase gefährlich?

Laut Fachleuten ist das Risiko für eine Totgeburt ab einem Gallensäurewert von 100 µmol/l deutlich erhöht.

 

Wo sitzt der Juckreiz bei einer Schwangerschaftscholestase?

Der Juckreiz, der das Hauptsymptom der Cholestase ist, tritt am ganzen Körper auf. Besonders stark ist er jedoch an den Handflächen und Fußsohlen.

 

Wann tritt eine Schwangerschaftscholestase auf?

Die Leberkrankheit tritt vor allem im dritten Trimester der Schwangerschaft auf.

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