Über 30.000 Kinder und Jugendliche erleiden jährlich in Deutschland Verbrennungen oder Verbrühungen, die ärztlich behandelt werden müssen. Rund 7.000 Fälle sind so schwer, dass eine stationäre Behandlung notwendig wird. Besonders betroffen: Kinder zwischen 0 und 4 Jahren – sie machen 60-70% aller Brandverletzungen bei Kindern und Jugendlichen bis 16 Jahre aus.
Heiße Flüssigkeiten und Getränke
Verbrühungen durch heiße Flüssigkeiten sind die häufigste Unfallursache bei Kleinkindern. 90% aller Brandverletzungen bei Kindern unter 4 Jahren entstehen durch Verbrühungen. Schon ab 52°C kann die zarte Kinderhaut geschädigt werden – eine Temperatur, die Erwachsenen beim Teetrinken oft harmlos erscheint.
Erschreckende Tatsache: Eine einzige Tasse heißer Tee oder Kaffee kann bis zu 30% der Körperoberfläche eines Kleinkindes verbrühen. Häufig entstehen “Latzverbrennungen” an Hals und Dekolleté, wenn Kleinkinder aus der Eltern-Kaffeetasse trinken möchten.
Besondere Gefahrenquellen:
- Herunterhängende Kabel von Wasserkochern – Krabbelkinder ziehen daran und schütten sich heißen Inhalt über den Körper
- Windeln, die heiße Flüssigkeit aufsaugen und schwere Verbrühungen im Genitalbereich verursachen
Herdplatten, Bügeleisen und Kaminöfen
Kontaktverbrennungen durch heiße Oberflächen sind die zweithäufigste Unfallursache. Neugierige Kinderhände greifen auf heiße Herdplatten, Bügeleisen oder Kaminofenscheiben.
Besonderheit bei Kleinkindern: Kontaktverbrennungen der Hände. Die Oberflächen sind so heiß, dass Kinder förmlich daran “kleben” bleiben. Handinnenflächen werden dabei schwer verbrannt – problematisch, da Vernarbungen die Handfunktion einschränken können.
Weitere gefährliche Kontaktquellen:
- Backofentüren beim Öffnen
- Ungesicherte heiße Bügeleisen
- Ungeschützte Heizkörper und Heizungsrohre
- Kaminofenscheiben – die Flammen dahinter ziehen Kinder magisch an
Unfälle beim Baden oder mit Mikrowellen
Beim Baden droht Verbrühungsgefahr durch zu heißes Wasser. Für Babys sollte die Wassertemperatur 36 bis 37 Grad Celsius betragen – eher zu kühl als zu warm. Häufiger Fehler: Heißes Wasser nachfüllen, während das Kind bereits in der Wanne sitzt.
Erkältungszeit bringt zusätzliche Risiken durch heißen Kamillendampf zur Inhalation. Kinder können den Behälter vom Tisch ziehen und sich verbrühen.
Unterschätzte Gefahrenquelle Mikrowelle: Fläschchen und Brei fühlen sich oft nur lauwarm an, obwohl der Inhalt kochend heiß sein kann. Die ungleichmäßige Erhitzung schafft regelrechte Hitzefallen. Daher: Immer gut umrühren und vor dem Füttern selbst probieren!
Feuerwerkskörper und Kerzen
Mit zunehmendem Alter ändern sich die Unfallmuster. Während bei Kleinkindern häusliche Unfälle mit heißen Flüssigkeiten dominieren, sind es bei älteren Kindern oft Freizeitunfälle durch natürlichen Spiel- und Experimentiertrieb.
Feuerwerkskörper sind besonders gefährlich. Allein im Klinikum Nürnberg werden jährlich fünf bis sechs Kinder behandelt, die durch Feuerwerkskörper teils lebensgefährlich verletzt wurden. Betroffen sind vor allem Jungen zwischen 8 und 15 Jahren.
Schwerwiegende Verletzungen:
- Offene Wunden an Händen oder Extremitäten
- Abgerissene Finger durch fehlgezündete Raketen und Böller
- Verbrennungen am Rücken durch Feuerwerkskörper im Kragen
Tragisch: Viele verletzte Kinder haben die Feuerwerkskörper gar nicht selbst gezündet, sondern waren nur Zuschauer.
Kerzen erreichen über 1000°C und üben magische Anziehungskraft auf Kinder aus. Lasst sie niemals allein mit brennenden Kerzen!